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Ist LPG wirklich ein grünes Gas? Faktencheck für Umwelt, Kosten und Mobilität

Ist LPG wirklich ein grünes Gas? Faktencheck für Umwelt, Kosten und Mobilität

Stell dir vor, du stehst an der Tankstelle und siehst das große Schild: LPG – günstiger, sauberer, besser? Fast wie ein Versprechen klingt das, und viele greifen beim Autokauf oder der Nachrüstung gerne zu. Aber wie grün ist LPG wirklich, wenn es um Klima, Umwelt und Zukunftstauglichkeit geht? Es gibt Hersteller, die LPG regelrecht als "grünes Wundermittel" anpreisen. Auf der anderen Seite fordern Klimaaktivisten und Teile der Wissenschaft strengere Maßstäbe und hinterfragen die grüne Werbewelt kritisch. Zwischen günstigen Preisen, technischen Vorteilen und CO2-Debatten steht der Verbraucher oft ratlos da.

Was ist LPG überhaupt – und wie wird es hergestellt?

LPG steht für Liquefied Petroleum Gas, auf Deutsch Flüssiggas. Es ist ein Nebenprodukt, das bei der Rohölverarbeitung oder als Folgeprodukt bei der Erdgasförderung entsteht. Das Gemisch besteht hauptsächlich aus Propan und Butan. Schon seit Jahrzehnten wird LPG rund um den Globus als Brennstoff in Heizungen, Grillgeräten und, natürlich, im Straßenverkehr genutzt. Viele Autofahrer kennen es unter dem Namen Autogas. Aber besonders spannend: Die technische Umrüstung auf LPG ist relativ einfach, und der Preis pro Liter ist oft deutlich niedriger als herkömmliches Benzin.

Im Vergleich zum bekannten Erdgas (CNG) unterscheidet sich LPG vor allem durch seine chemische Zusammensetzung und Lagerfähigkeit. Während CNG hauptsächlich aus Methan besteht und unter hohem Druck gespeichert werden muss, bleibt LPG bereits bei moderaten Druckverhältnissen flüssig und lässt sich in kleinen Tanks lagern. Deshalb wird es von vielen als "praktikable grüne Lösung" vermarktet. Doch wie wird LPG überhaupt gewonnen?

Knapp 60% des weltweit verwendeten LPG stammen als Nebenprodukt direkt aus der Rohölraffinerie. Die übrigen 40% entstehen bei der Förderung und Verarbeitung von Erdgas. LPG ist also ein "Abfallprodukt," das man sonst abfackeln würde – das Argument: Wenn sowieso produziert, dann doch lieber sinnvoll nutzen. Klingt logisch, oder?

Ein kurzer Blick auf die wichtigsten globalen Produzenten zeigt klare Märkte: In Europa boomt LPG besonders in Polen, Türkei, Niederlanden, Italien und Frankreich. In Deutschland sind im Jahr 2025 rund 350.000 Pkw auf LPG unterwegs. Auch die Infrastruktur ist ordentlich: Mehr als 7.000 Tankstellen bundesweit bieten LPG an. In Tabelle 1 siehst du eine Übersicht der Hauptnationen beim LPG-Verbrauch in Europa:

LandAnzahl LPG-Fahrzeuge (2024, Mio.)Anzahl LPG-Tankstellen
Polen3,37.000
Türkei4,0510.000
Deutschland0,357.100
Italien2,64.200

Was vielen gar nicht klar ist: Die klassische Gewinnung von LPG ist zu 100% fossiler Natur. Es gibt zwar Entwicklungen beim sogenannten Bio-LPG, das aus Pflanzenöl, Biomasse oder anderen nachwachsenden Rohstoffen erzeugt wird, aber aktuell beträgt dessen Anteil in Deutschland nach Angaben des Verbands Flüssiggas weniger als 2%. Das meiste bleibt Fossilgas aus der Petrochemie.

Fazit zum Ursprung: LPG ist vorrangig ein Abfallprodukt der Öl- und Gasförderung, das clever genutzt wird. Für eine echte "grüne" Energie setzt man sich damit aber (noch) nicht an die Spitze der Bewegung.

Wie grün ist LPG wirklich? – Umweltbilanz und Emissionen im Faktencheck

Wie grün ist LPG wirklich? – Umweltbilanz und Emissionen im Faktencheck

Kommen wir zu dem, was wirklich zählt: Emissionen. Immer mehr Menschen achten auf ihren ökologischen Fußabdruck, und die Frage, wie sehr LPG dem Klima schadet oder vielleicht sogar nützt, ist entscheidend. Hier herrscht oft Verwirrung, schließlich stehen am Ende zwei Werte im Fokus: Treibhausgase wie CO2 und Luftschadstoffe wie Stickoxide (NOx) und Feinstaub. Was sagen die unabhängigen Messungen?

Beim Verbrennen von LPG entstehen im Vergleich zu Benzin tatsächlich weniger CO2-Emissionen. Genauer gesagt: Pro Liter LPG verursacht man etwa 15% weniger CO2 als mit einem Benziner gleicher Motorgröße (Daten: Bundesumweltamt, 2023). Auch der Ausstoß an Stickoxiden – die Ursache für Smog und Atemwegserkrankungen – ist bei LPG im Schnitt um etwa 80% niedriger als bei Diesel. Noch ein Pluspunkt: LPG-Motoren produzieren deutlich weniger Rußpartikel, was vor allem in Städten mit hoher Verkehrsdichte einen Unterschied macht.

Allerdings gibt’s ein paar wichtige Details zu beachten. LPG hat eine geringere Energiedichte als Benzin. Das heißt, wer von Benzin auf LPG umstellt, verbraucht im Alltag ungefähr 15-25% mehr Kraftstoff, um die gleiche Strecke zurückzulegen. Der niedrigere CO2-Ausstoß je Liter relativiert sich dadurch ein wenig, wenn man auf die Kilometerleistung schaut. Nach Analysen aus dem Jahr 2024 (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) liegt der CO2-Vorteil am Ende bei rund 8-12% im Realbetrieb. Immer noch besser als Benzin, aber ein echter Quantensprung? Eher nicht.

Ein weiterer Fakt, den viele Hersteller verschweigen: Auch LPG ist und bleibt ein fossiler Brennstoff. Die Gewinnung, Verarbeitung und der Transport setzen ebenfalls Emissionen frei – hier spricht man vom "Well-to-Wheel"-Ansatz. Studien des Umweltbundesamts zeigen, dass bei einer Betrachtung der gesamten Kette von der Bohrung bis zum Rad der CO2-Vorteil gegenüber Benzin schrumpft, aber immerhin noch existiert (je nach Szenario um 5 bis 10%).

In Sachen Luftschadstoffe punktet LPG klar. Feinstaubbelastung und Stickoxid-Werte sind im Stadtverkehr messbar niedriger als bei Benzin und besonders Diesel. Gerade ältere Diesel-Modelle sind für hohe NOx-Spitzen in Städten verantwortlich, während LPG-Fahrzeuge hier entspannter durch die Prüfung fahren. Wer besonders auf saubere Luft, etwa in Innenstädten, Wert legt, kann mit LPG punkten. Ganz wichtig: LPG kann helfen, Fahrverbote zu vermeiden, denn die Euro-Abgasnormen werden meist leicht erfüllt.

Aber reicht das, um LPG das Label "grünes Gas" zu geben? Wer streng nach der reinen Lehre der Energiewende geht – also 100% auf erneuerbare Quellen setzen will – sieht LPG nur als Brückentechnologie. Nicht ganz grün, aber besser als das Fossil-Standard-Paket aus Diesel oder Benzin. Im Vergleich mit Erdgas (CNG) schneidet LPG bei den Treibhausgasen meist schlechter ab, es braucht aber keine neue teure Tankinfrastruktur.

Kurz zum Thema Bio-LPG: Das ist technisch möglich, aber momentan ein Nischenprodukt. Es wird in kleinen Pilotanlagen aus Pflanzenöl, biologischen Reststoffen oder sogar altem Speiseöl hergestellt. Das Problem: Es ist teuer und kaum verfügbar. Erdölbasiertes LPG bleibt noch lange das Hauptprodukt.

Wer LPG tankt, reduziert zwar CO2 im Vergleich zu Benzin, aber nicht auf das Niveau, das mit Elektroautos oder E-Fuels möglich wäre. Trotzdem gilt: Für alte Bestandsfahrzeuge oder bei nachträglicher Umrüstung ist LPG eine der saubersten und günstigsten fossilen Alternativen.

Hier die wichtigsten Vor- und Nachteile von LPG in einer Übersicht:

  • + Bis zu 80% weniger Stickoxide als Diesel
  • + 8-15% weniger CO2-Emissionen als Benzin
  • + Deutlich geringere Feinstaubbelastung
  • + Gut ausgebaute Tankstellen-Infrastruktur
  • - Fossile Herkunft, Bio-LPG noch Randerscheinung
  • - Geringerer CO2-Vorteil als bei CNG oder echten E-Autos
  • - Höherer Verbrauch pro km gegenüber Benzin
KraftstoffCO2 pro km (g/km)NOx pro km (mg/km)Partikel pro km (mg/km)
Benzin~157232,0
Diesel~1421432,7
LPG~13850,2
CNG~10960,1

Fakt am Rande: LPG-Autos bleiben meist länger im Fuhrpark als vergleichbare Benziner, da der Motorverschleiß geringer ist. Wer also auf Lebensdauer und Nachhaltigkeit achtet, bekommt ein Zusatz-Plus.

LPG im Alltag – Kosten, praktische Tipps und Zukunftsperspektiven

LPG im Alltag – Kosten, praktische Tipps und Zukunftsperspektiven

Mal ehrlich: Für viele Nutzer zählt vor allem der Preis. LPG ist im Juli 2025 durchschnittlich bei 92 Cent pro Liter gelandet – fast die Hälfte von Superbenzin (durchschnittlich 1,72 Euro) und deutlich günstiger als Diesel. Klarer Vorteil, wenn man viel fährt oder ein großes, schweres Auto auf längere Distanzen nutzt. Aber wie sieht der Alltag wirklich aus – Reparaturen, Verfügbarkeit, Förderung und politische Aussichten?

Wer LPG fahren will, hat zwei Optionen: Entweder ist das Fahrzeug ab Werk schon mit einer Autogasanlage ausgerüstet, oder es wird nachträglich umgerüstet. Die Umrüstung kostet aktuell zwischen 2.000 und 3.500 Euro je nach Motor und Komplexität. Schon bei 20.000 bis 30.000 km Fahrleistung rechnet sich das – vorausgesetzt, man wartet und prüft die Gasanlage regelmäßig.

LPG-Tankstellen gibt es reichlich, allerdings ist die Verteilung regional unterschiedlich. In Städten findet man fast immer eine Station, auf dem Land kann es schon mal sportlich werden. Für Auslandsfahrten ist LPG in den meisten europäischen Nachbarländern verfügbar – Holland, Belgien, Polen und Italien sind voller LPG-Tankstellen. Kleiner Tipp: Wer auf Reisen geht, sollte aber die passenden Adapter für die Tankstutzen dabeihaben. In Polen nutzt man zum Beispiel den ACME-Adapter, in Italien den Dish-Anschluss. Es lohnt sich, für wenige Euro ein Adapter-Set im Kofferraum zu lagern.

Bei der Wartung braucht ein LPG-Fahrzeug wie jeder andere Verbrenner regelmäßige Checks. Besonders wichtig ist der Zustand der Gasanlage. Werkstätten empfehlen, alle 20.000 Kilometer eine Inspektion der Anlage und einen Wechsel des Filters. Wer das nicht macht, riskiert Schäden an den Ventilen oder Undichtigkeiten – Sicherheit steht hier an erster Stelle.

Ein klarer Vorteil für Umwelt und Geldbeutel: Viele Städte in Deutschland gewähren LPG-Fahrzeugen Erleichterungen – sie bekommen oft Umweltplaketten und dürfen auch bei Fahrverboten in die City. Für Gewerbetreibende oder Vielfahrer kann das ein entscheidender Pluspunkt sein.

Der steuerliche Vorteil dürfte noch bis 2028 gelten – dann läuft die reduzierte Mineralölbesteuerung langsam aus. Wer jetzt umsteigt, profitiert also noch ein paar Jahre. Was passiert danach? Politisch wird LPG teilweise weniger unterstützt als noch vor 10 Jahren, weil der Fokus mehr auf Elektromobilität und Wasserstoff liegt. Fakt ist aber: Die Technik ist ausgereift, zuverlässig und besonders für ältere Fahrzeuge eine Chance, den Restwert und die Lebensdauer zu erhöhen.

Tipps für den LPG-Alltag:

  • Lagere immer ein Adapter-Set für internationale Tankstellen im Auto.
  • Lass die Gasanlage alle 20.000 Kilometer von einer zertifizierten Werkstatt prüfen.
  • Nutze spezielle Apps zur Standortsuche für LPG-Tankstellen – gerade bei Reisen unverzichtbar.
  • Bei Fahrzeugumrüstung: Wähle einen seriösen Fachbetrieb mit Erfahrung, keine Billiglösungen.
  • Beobachte die Entwicklung bei Bio-LPG – der Anteil könnte in den nächsten Jahren steigen.

Wer noch skeptisch ist: Experten schätzen, dass der aktuelle Bestand an LPG-Fahrzeugen in Deutschland bis 2030 relativ konstant bleibt, während neue Modelle eher selten werden. Neue Autos setzen stark auf Batterie, Hybride oder Wasserstoff. Für Bestandsfahrzeuge bleibt LPG aber weiterhin eine clevere Wahl – klimafreundlicher als Benzin, günstiger und technisch sicher beherrschbar. Wie grün das Ganze ist? Kommt auf den Vergleich an. Zu Benzin ein klarer Fortschritt, zur reinen E-Mobilität ein Brückenprodukt. Für den Alltag bleibt LPG aber eine der umweltfreundlichsten Alternativen im klassischen Tank-Sortiment.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.

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