Wird LPG bald abgeschafft? Die Zukunft des Autogases in Deutschland

Wird LPG bald abgeschafft? Die Zukunft des Autogases in Deutschland
Okt 29, 2025

Immer mehr Menschen fragen sich: Wird LPG bald abgeschafft? Die Antwort ist nicht einfach ja oder nein - aber die Zeichen stehen auf Veränderung. In Deutschland wird LPG, auch bekannt als Autogas, seit Jahren zunehmend unter Druck gesetzt. Es ist kein offizielles Verbot in Sicht - aber die politischen, wirtschaftlichen und technologischen Rahmenbedingungen verändern sich so schnell, dass LPG als Kraftstoff für neue Fahrzeuge bald nur noch eine Randerscheinung sein könnte.

Was ist LPG eigentlich?

LPG steht für Flüssiggas, genauer: Liquefied Petroleum Gas. Es besteht hauptsächlich aus Propan und Butan und wird seit den 1980er Jahren als kostengünstiger Alternativkraftstoff für Autos genutzt. Im Vergleich zu Benzin oder Diesel emittiert LPG bis zu 15 % weniger CO₂ und fast 90 % weniger Stickoxide. Viele Autofahrer in Deutschland haben damals umgerüstet, weil LPG bis zu 50 % günstiger war als Benzin. Bis 2020 gab es in Deutschland über 100.000 LPG-Fahrzeuge auf den Straßen - heute sind es noch knapp 70.000.

Die Technik ist einfach: Ein zweiter Tank wird installiert, der das Gas speichert. Der Motor läuft dann entweder auf Benzin oder wechselt automatisch zu LPG, sobald die Temperatur passt. Die Umstellung ist preiswert - oft unter 2.000 Euro - und funktioniert bei fast jedem Benzinmotor. Aber das ist heute nicht mehr der Hauptgrund, warum Leute LPG wählen.

Warum sinkt die Nachfrage?

Die Nachfrage nach LPG ist seit 2015 kontinuierlich zurückgegangen. Warum? Drei Hauptgründe.

  • Elektroautos sind schneller und billiger geworden. Ein Tesla Model 3 oder ein VW ID.3 kostet heute fast so viel wie ein neuer Golf mit LPG-Umrüstung - aber mit deutlich geringeren Betriebskosten. Die Reichweite ist höher, die Aufladung schneller, und die Steuervorteile sind größer.
  • Die Tankstellen verschwinden. Im Jahr 2015 gab es in Deutschland über 4.000 LPG-Tankstellen. Heute sind es noch 1.800. Viele Betreiber haben die Anlagen abgebaut, weil sich die Investition nicht mehr lohnt. In ländlichen Regionen ist LPG kaum noch verfügbar - und wer eine Reise in die Schweiz oder Österreich plant, muss vorher prüfen, ob es dort überhaupt eine LPG-Tankstelle gibt.
  • Die Förderung ist weg. Bis 2018 gab es in Deutschland eine Kfz-Steuerermäßigung für LPG-Fahrzeuge: 50 % Rabatt für zehn Jahre. Diese Regelung wurde abgeschafft. Seitdem zahlen LPG-Fahrer genauso viel Steuer wie Benziner - und das macht den Preisvorteil zunichte.

Ein typischer LPG-Fahrer heute ist meistens über 50 Jahre alt, fährt einen älteren Wagen und nutzt das Gas, weil er es schon immer getan hat. Neue Käufer kommen kaum noch dazu. Der Markt für neue LPG-Fahrzeuge ist praktisch erloschen. Kein Hersteller baut heute noch ein Serienmodell mit LPG-Option - nicht Volkswagen, nicht Mercedes, nicht Toyota.

Was sagt die Politik?

Die Bundesregierung hat 2030 als Ziel für das Ende des Verkaufs von Neuwagen mit Verbrennungsmotor festgelegt - das gilt für Benzin, Diesel und auch für LPG. Aber LPG ist kein Verbrennungsmotor - es ist ein alternativer Kraftstoff. Deshalb steht es nicht explizit im Gesetz.

Dennoch: Die EU-Kommission hat 2023 eine neue Richtlinie vorgeschlagen, die sogenannte EU FuelEU Mobility. Sie setzt Grenzwerte für den CO₂-Fußabdruck von Kraftstoffen. LPG liegt zwar unter Diesel, aber über Elektro- und Wasserstoffantrieben. In der Praxis bedeutet das: LPG wird als weniger klimafreundlich eingestuft - und damit wird es für Hersteller und Tankstellen immer schwerer, es zu vermarkten.

Einige Städte, wie München, haben bereits begonnen, LPG-Fahrzeuge bei Luftreinhalteplänen weniger zu bevorzugen. Während Elektroautos in Umweltzonen freie Fahrt haben, gelten LPG-Fahrzeuge als „nur etwas besser als Benzin“. Kein Bonus, keine Ausnahmen - nur ein kleiner Vorteil gegenüber Diesel.

Zeitlinie des Kraftstoffwandels: LPG-Auto, Übergang, Elektroauto mit schwindenden Tankstellen-Symbolen.

Wie steht es mit der Infrastruktur?

Die Infrastruktur ist das größte Problem. LPG-Tankstellen brauchen spezielle Druckbehälter, spezielle Schläuche, spezielle Sicherheitszertifikate. Sie sind teurer zu betreiben als Elektro-Ladepunkte. Und während Ladeinfrastruktur mit staatlichen Fördergeldern aufgebaut wird, gibt es für LPG keine Unterstützung mehr.

Ein Beispiel: In Berlin gab es 2020 noch 80 LPG-Tankstellen. Heute sind es 23. In Hamburg sind es von 65 auf 17 gesunken. In München hat sich die Zahl seit 2018 halbiert. Die Tankstellenbetreiber sagen offen: „Wir bauen nicht mehr dazu. Wer LPG tanken will, muss lange fahren.“

Und was ist mit den Tankstellen, die noch LPG anbieten? Viele verkaufen es nur noch als Nebenprodukt - als Nebenangebot zu Benzin und Diesel. Die Preise sind oft höher als früher, weil die Nachfrage gering ist und die Kosten für Wartung und Zertifizierung hoch bleiben.

Was passiert mit alten LPG-Fahrzeugen?

Es gibt kein Verbot für bestehende LPG-Fahrzeuge. Sie dürfen weiterhin fahren - solange sie die technischen Prüfungen bestehen. Das bedeutet: Ihr Auto mit LPG bleibt legal. Aber die Wartung wird teurer. Ersatzteile werden seltener. Mechaniker haben immer weniger Erfahrung mit LPG-Systemen. Eine Reparatur am Gasbehälter kostet heute bis zu 800 Euro - und es gibt nicht mehr viele Werkstätten, die das können.

Ein weiteres Problem: Die Versicherung. Einige Versicherer verlangen höhere Prämien für LPG-Fahrzeuge, weil sie sie als „technisch riskanter“ einstufen. Und wenn Sie Ihr Auto verkaufen wollen: Der Wiederverkaufswert ist oft 15-20 % niedriger als bei einem gleichaltrigen Benziner.

Was bleibt? Die meisten Besitzer von LPG-Fahrzeugen entscheiden sich heute dafür, das Auto zu behalten - bis es kaputt geht. Dann kaufen sie ein Elektroauto. Es ist kein Umstieg aus Überzeugung - sondern aus Notwendigkeit.

LPG vs Elektroauto: Was ist wirklich besser?

Ein Vergleich ist nötig - denn viele denken, LPG sei eine „saubere“ Alternative. Aber ist das noch wahr?

Vergleich: LPG-Fahrzeug vs Elektroauto (durchschnittliche Werte für mittelklasse Fahrzeuge)
Merkmale LPG (z. B. VW Golf) Elektroauto (z. B. VW ID.3)
CO₂-Emissionen (g/km) 115 85 (mit deutschem Strommix)
Kraftstoffkosten (pro 100 km) 5,20 € 3,10 €
Steuer (jährlich) 120 € 0 € (bis 2030)
Tank-/Ladezeit (voll) 5-7 Minuten 30 Minuten (Schnelllader)
Reichweite (eine Tankfüllung) 500-600 km 400-500 km
Infrastruktur (Verfügbarkeit in Deutschland) 1.800 Tankstellen 85.000 Ladepunkte
Wartungskosten (jährlich) 450 € 220 €

Elektroautos schneiden in fast allen Punkten besser ab - besonders bei Kosten, Wartung und Infrastruktur. LPG hat nur zwei Vorteile: Schnelleres „Tanken“ und etwas höhere Reichweite. Aber das reicht nicht, um die Nachteile aufzuwiegen.

Ein älterer Fahrer tankt sein LPG-Auto an einer der letzten verbliebenen Tankstellen in Berlin.

Was ist mit LPG als Heizgas?

Ein wichtiger Punkt: LPG wird nicht nur im Auto genutzt. Es ist auch ein beliebter Heizstoff für Häuser in ländlichen Gebieten, wo es kein Erdgas gibt. Hier ist die Situation anders. Die Bundesregierung plant keine Verbote für LPG als Heizgas - und auch die EU hat keine Pläne, es zu verbieten. Die Diskussion dreht sich nur um Autos.

Das bedeutet: Wer LPG im Haus hat, muss sich keine Sorgen machen. Aber wer es im Auto nutzt, muss sich darauf einstellen, dass es in zehn Jahren kaum noch ein praktikables System sein wird.

Was kommt als Nächstes?

Die Zukunft gehört Elektroautos. Wasserstoff-Fahrzeuge sind noch zu teuer und zu selten. Hybridmodelle mit LPG sind Geschichte. Die Industrie hat sich entschieden: Elektrifizierung ist der Weg.

Es gibt zwar noch einige kleine Unternehmen, die LPG-Umrüstungen anbieten - aber die meisten verkaufen sie nur noch an Sammler oder als „Klimaschutz-Option“ für alte Autos. Die große Mehrheit der Autohersteller hat den Verkauf von LPG-Systemen eingestellt. Die letzten LPG-Fahrzeuge, die neu verkauft wurden, kamen 2021 von Fiat und Dacia - und auch die haben sie 2023 eingestellt.

Die Frage „Wird LPG abgeschafft?“ ist also nicht mehr die richtige. Die bessere Frage lautet: Wird LPG einfach überflüssig? Und die Antwort ist: Ja. Nicht durch ein Verbot, sondern durch den Markt. Die Technologie wird nicht abgeschafft - sie stirbt einfach aus.

Was sollten LPG-Fahrer jetzt tun?

Wenn Sie heute noch ein LPG-Fahrzeug besitzen:

  • Behalten Sie es - aber planen Sie den Ausstieg. Nutzen Sie es, solange es funktioniert. Aber sparen Sie für ein neues Auto - am besten ein Elektroauto.
  • Prüfen Sie die Versicherung. Manche Anbieter erhöhen die Prämie. Vergleichen Sie.
  • Halten Sie den Wartungsplan ein. Ein defekter LPG-Tank kann gefährlich sein. Lassen Sie ihn alle zwei Jahre prüfen.
  • Vermeiden Sie lange Fahrten ohne Planung. Nutzen Sie Apps wie „LPG-Tankstellen“ oder „GasMap“, um Tankstellen vorher zu finden.
  • Verkaufen Sie nicht zu früh. Der Wert sinkt - aber wenn Sie ihn jetzt verkaufen, bekommen Sie fast nichts. Warten Sie, bis er kaputt ist - dann ist der Verlust endgültig.

Es ist kein Ende mit einem Knall - sondern ein langsames Verbluten. Und das macht es schwerer, sich darauf einzustellen. Aber wer heute handelt, kann den Übergang schafft - ohne Verluste.

Wird LPG in Deutschland verboten?

Nein, LPG wird nicht offiziell verboten. Fahrzeuge mit LPG-Anlage dürfen weiterhin fahren. Aber der Verkauf neuer LPG-Fahrzeuge ist praktisch eingestellt, und die Infrastruktur schrumpft. Es wird nicht verboten - aber es wird immer schwieriger, es zu nutzen.

Ist LPG noch umweltfreundlich?

Im Vergleich zu Diesel ist LPG umweltfreundlicher - weniger Stickoxide, weniger Feinstaub. Aber im Vergleich zu Elektroautos ist es deutlich schlechter. Ein Elektroauto mit deutschem Strommix emittiert 25 % weniger CO₂ als ein LPG-Auto. Außerdem produziert LPG CO₂ beim Verbrennen - während Elektroautos bei der Nutzung null Emissionen haben.

Kann ich mein altes Auto auf LPG umrüsten?

Ja, technisch ist das möglich - aber es lohnt sich kaum noch. Die Kosten liegen bei 1.800 bis 2.500 Euro. Der Preisvorteil bei Kraftstoff ist heute so gering, dass sich die Investition in 10-15 Jahren amortisiert - wenn überhaupt. Außerdem sinkt der Wiederverkaufswert. Es ist nur sinnvoll, wenn Sie das Auto lange behalten und kaum fahren.

Wie viel kostet LPG heute pro Liter?

LPG kostet in Deutschland durchschnittlich 0,85 bis 1,05 Euro pro Liter (Stand Oktober 2025). Das ist etwa halb so viel wie Benzin. Aber da LPG weniger Energie pro Liter hat, verbraucht ein Auto 20-30 % mehr. Der echte Preisvorteil liegt heute nur noch bei 10-15 % gegenüber Benzin - und das reicht nicht mehr, um die Nachteile auszugleichen.

Wo gibt es noch LPG-Tankstellen?

Die meisten verbliebenen Tankstellen befinden sich an Autobahnen und in größeren Städten. In Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gibt es noch die meisten. In Ostdeutschland und ländlichen Regionen sind sie selten. Apps wie „LPG-Tankstellen“ oder „GasMap“ zeigen aktuelle Standorte und Öffnungszeiten - aber viele sind nur noch tagsüber geöffnet.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.