Woher bezieht die USA ihr meistes Erdgas?

Woher bezieht die USA ihr meistes Erdgas?
Okt 28, 2025

Die USA sind heute nicht nur der größte Erdgasproduzent der Welt - sie sind auch ein riesiger Verbraucher. Doch woher kommt eigentlich das Erdgas, das durch die Leitungen in Wohnungen, Fabriken und Kraftwerke fließt? Die Antwort ist überraschend: Der größte Teil kommt von gar nicht so weit weg - und ein Großteil wird gar nicht importiert, sondern direkt aus dem Boden gepumpt.

Die USA produzieren fast alles selbst

Im Jahr 2024 produzierten die USA rund 1.000 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das ist mehr als jedes andere Land auf der Welt. Fast 95 % des Erdgases, das in den USA verbraucht wird, stammt aus heimischer Produktion. Der Rest - nur 5 % - wird importiert. Das ist ein riesiger Unterschied zu früheren Jahrzehnten. In den 2000er-Jahren importierten die USA noch fast 15 % ihres Erdgases, vor allem aus Kanada. Doch seit der Fracking-Revolution ist das alles anders.

Fracking, also die hydraulische Spaltungsverfahren, hat den Boden unter den USA aufgebrochen. Besonders in Texas, Pennsylvania, Ohio und North Dakota wurden riesige Lagerstätten erschlossen. Das sogenannte Schiefergas, das früher als unrentabel galt, wurde plötzlich wirtschaftlich. Heute macht Schiefergas mehr als 70 % der gesamten US-Erdgasproduktion aus. In einigen Bundesstaaten wie Pennsylvania liegt der Anteil sogar bei über 90 %.

Was ist mit Importen? Wer liefert den Rest?

Obwohl die USA fast autark sind, importieren sie immer noch etwas - und zwar hauptsächlich aus einem einzigen Land: Kanada. Im Jahr 2024 kamen 87 % aller Erdgasimporte aus Kanada. Die restlichen 13 % stammen aus anderen Ländern, aber das sind nur noch kleine Mengen. Die Pipelines von Alberta und British Columbia nach Texas, Illinois und New York transportieren täglich mehr als 15 Milliarden Kubikfuß Erdgas. Das ist so viel, dass es mehr als 10 Millionen Haushalte ein ganzes Jahr versorgen könnte.

Die USA importieren fast kein Erdgas mehr per Schiff - zumindest nicht in flüssiger Form als LNG (verflüssigtes Erdgas). Das ist ein wichtiger Punkt, den viele verwechseln. Die USA haben früher LNG importiert, vor allem aus Katar und Russland. Aber seit 2017 sind sie ein Netto-Exporteur von LNG geworden. Heute exportieren sie mehr LNG als sie importieren. Das bedeutet: Wenn die USA Erdgas importieren, dann fast ausschließlich als Gas durch Pipelines aus Kanada.

Warum importieren die USA überhaupt noch Erdgas?

Warum holen sie nicht alles aus dem eigenen Boden? Weil Erdgas nicht gleichmäßig verteilt ist. Die Produktionsstätten liegen oft weit von den großen Verbrauchszentren entfernt. In den Nordoststaaten wie New York, Massachusetts oder Connecticut gibt es kaum eigene Bohrungen. Die Pipelines aus Kanada sind schneller und billiger als der Bau neuer Fracking-Anlagen. Außerdem ist kanadisches Erdgas oft günstiger, weil die Produktionskosten niedriger sind und die Infrastruktur gut mit den US-Netzen verbunden ist.

Ein weiterer Grund: Die Versorgungssicherheit. Wenn in Texas ein Sturm die Gasförderung lahmlegt, dann springt Kanada ein. Wenn in Pennsylvania eine Pipeline kaputtgeht, dann kommt Erdgas aus dem Norden. Die USA haben ein flexibles System - sie produzieren fast alles selbst, aber sie haben einen sicheren Rückhalt.

Natural gas pipeline crossing the U.S.-Canada border through snowy forests.

LNG: Import oder Export?

Ein häufiger Irrtum ist, dass die USA viel LNG importieren. Das stimmt nicht mehr. Seit 2017 exportieren die USA mehr LNG als sie importieren. Die USA haben in Louisiana, Texas und Maryland riesige LNG-Terminals gebaut. Diese Terminals nehmen Erdgas aus den Fracking-Regionen, kühlen es auf minus 162 Grad Celsius ab und laden es auf Schiffe. Diese Schiffe fahren dann nach Asien, Europa oder Lateinamerika.

Im Jahr 2024 exportierten die USA mehr als 110 Milliarden Kubikmeter LNG - das ist mehr als jedes andere Land der Welt. Sie liefern mehr LNG nach Europa als Russland jemals geliefert hat. Die USA sind heute der größte LNG-Exporteur der Welt. Das bedeutet: Wenn Sie in Deutschland ein LNG-Boot sehen, das nach Hamburg fährt, dann ist es wahrscheinlich von Texas oder Louisiana gekommen.

Was ist mit Russland und Katar?

Früher kamen viele LNG-Lieferungen aus Russland und Katar. Aber seit 2022, nach dem Krieg in der Ukraine, hat sich das dramatisch geändert. Die USA haben ihre LNG-Exporte nach Europa verdreifacht. Russland hat seine Lieferungen nach Europa fast komplett eingestellt. Katar hat seine Produktion ausgebaut, aber die USA haben den größten Anteil am europäischen Markt übernommen.

Heute importieren die USA praktisch kein LNG mehr aus Russland. Die USA haben Sanktionen verhängt, und die Schiffe aus Russland fahren nicht mehr nach amerikanischen Häfen. Katar liefert noch etwas, aber nur als Teil von langfristigen Verträgen - und das ist weniger als 2 % der gesamten US-LNG-Nachfrage. Die USA holen ihr Erdgas nicht mehr aus dem Nahen Osten oder aus Russland - sie holen es aus dem Boden unter ihren eigenen Füßen.

The U.S. as an energy hub pumping gas domestically and exporting LNG globally.

Wie viel Erdgas brauchen die USA wirklich?

Die USA verbrauchen jedes Jahr rund 850 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Davon gehen 35 % in die Stromerzeugung, 30 % in die Industrie, 18 % in den Wohnbereich (Heizung, Kochen) und 10 % in den Verkehr (als Kraftstoff für Lastwagen und Busse). Der Rest wird für chemische Prozesse gebraucht - zum Beispiel für Dünger, Kunststoffe oder Medikamente.

Die Nachfrage steigt leicht, weil immer mehr Kraftwerke auf Erdgas umstellen - statt auf Kohle. Erdgas ist sauberer, effizienter und billiger. Auch in der Industrie wird mehr Erdgas genutzt, weil es eine stabile Energiequelle ist. Die USA werden in den nächsten zehn Jahren ihren Verbrauch weiter steigern - aber sie werden das nicht durch Importe decken. Sie werden es durch mehr Fracking und bessere Infrastruktur tun.

Was ist mit LPG? Ist das das gleiche wie Erdgas?

Nein. LPG - Flüssiggas - ist etwas anderes. Es ist eine Mischung aus Propan und Butan, die aus Erdölraffinerien oder Erdgasverarbeitungsanlagen stammt. LPG wird nicht durch Pipelines transportiert, sondern in Flaschen oder Tanks geliefert. Es wird oft für Camping, Grillen oder als Kraftstoff für Gabelstapler verwendet. In ländlichen Gebieten, wo es keine Erdgasleitungen gibt, wird LPG als Heizungsalternative genutzt.

Die USA produzieren auch viel LPG - fast 90 % davon aus heimischer Erdgas- und Erdölproduktion. Sie exportieren sogar mehr LPG als sie importieren. Aber LPG ist kein Ersatz für Erdgas. Es hat eine andere chemische Struktur, einen anderen Brennwert und wird in anderen Anwendungen verwendet. Wer denkt, dass LPG und Erdgas austauschbar sind, irrt sich.

Die Zukunft: Mehr Gas, weniger Importe

Die USA werden in den nächsten Jahren noch mehr Erdgas produzieren. Neue Fracking-Technologien machen es möglich, auch in Gebieten zu bohren, die früher als unrentabel galten. Die Pipelines werden ausgebaut, die LNG-Terminals modernisiert. Die USA haben nicht vor, mehr Erdgas aus dem Ausland zu holen - im Gegenteil: Sie wollen noch mehr exportieren.

Das bedeutet: Wenn Sie fragen, woher die USA ihr meiste Erdgas beziehen - dann ist die Antwort einfach: Von unten. Aus dem Boden. Aus Texas, Pennsylvania, North Dakota. Und wenn sie doch etwas importieren, dann aus Kanada. Alles andere ist nur ein kleiner Nebeneffekt.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.