Welches Gas wird als Grünes Gas bezeichnet?

Welches Gas wird als Grünes Gas bezeichnet?
Dez 23, 2025

Wenn du von grünem Gas hörst, denkst du vielleicht an Windkraft oder Solarstrom. Aber das grüne Gas hat nichts mit Strom zu tun - es ist ein Brennstoff, der direkt in deiner Heizung, deinem Auto oder deinem Kochfeld verwendet werden kann. Und ja, es ist wirklich grün. Nicht in der Farbe, aber in der Wirkung: Es stößt fast keine klimaschädlichen Gase aus, wenn es verbrannt wird. Doch welches Gas ist das genau? Die Antwort ist einfach: Biogas.

Was ist Biogas?

Biogas entsteht, wenn organische Abfälle wie Küchenreste, Gülle, Stroh oder Pflanzenreste ohne Sauerstoff vergoren werden. Dieser Prozess nennt sich Anaerobe Vergärung. Bakterien zersetzen das Material und produzieren dabei hauptsächlich Methan (CH₄) und Kohlendioxid (CO₂). Das Methan ist das, was brennt - genau wie bei Erdgas. Aber während Erdgas aus Millionen Jahre alten fossilen Ablagerungen kommt, wird Biogas in Wochen oder Monaten neu hergestellt. Das macht es erneuerbar.

Ein typischer Biogasanlage in Bayern verarbeitet jährlich etwa 15.000 Tonnen Gülle und Pflanzenreste. Daraus entstehen rund 1,2 Millionen Kubikmeter Biogas - genug, um 1.200 Haushalte mit Wärme zu versorgen oder 500 Autos mit Kraftstoff zu fahren. Das ist kein Science-Fiction. Das passiert heute in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Warum heißt es „grün“?

Biogas ist grün, weil es einen geschlossenen Kohlenstoffkreislauf nutzt. Die Pflanzen, die für die Vergärung genutzt werden, nehmen während ihres Wachstums CO₂ aus der Luft auf. Wenn das Biogas später verbrannt wird, wird genau dieses CO₂ wieder freigesetzt - kein zusätzliches Kohlenstoff wird in die Atmosphäre gepumpt. Bei fossilem Erdgas ist das anders: Dort wird Kohlenstoff freigesetzt, der seit Millionen Jahren im Boden lagerte. Das erhöht die Gesamtmenge an Treibhausgasen.

Und es kommt noch besser: Biogas reduziert Müll. In Deutschland landen jedes Jahr über 11 Millionen Tonnen Bioabfälle auf der Deponie - und produzieren dabei Methan, das direkt in die Luft entweicht. Methan ist 25-mal stärker als CO₂ als Treibhausgas. Wenn man diese Abfälle stattdessen in Biogasanlagen verwertet, wird das Methan als Energie genutzt - und nicht als Klimakiller freigesetzt.

Biogas vs. LPG: Was ist der Unterschied?

Viele verwechseln Biogas mit LPG - Flüssiggas. LPG steht für „Liquefied Petroleum Gas“ und besteht hauptsächlich aus Propan und Butan. Das ist kein erneuerbarer Stoff. LPG wird aus Erdöl oder Erdgas gewonnen - also fossilen Quellen. Es ist ein Nebenprodukt der Raffinerie. Obwohl LPG sauberer verbrennt als Benzin oder Diesel, stößt es trotzdem CO₂ aus. Und es ist nicht klimaneutral.

Biogas hingegen ist klimaneutral, wenn es aufbereitet und in das Erdgasnetz eingespeist wird. Dann nennt man es Biometan. Biometan hat denselben chemischen Aufbau wie Erdgas - also fast reines Methan. Es kann in jedem herkömmlichen Gasheizgerät, Gaskocher oder Gasauto verwendet werden, ohne Umbauten. Du kannst es also genauso nutzen wie LPG, aber ohne den Klima-Abdruck.

Biogas vs. LPG: Ein Vergleich
Merkmale Biogas / Biometan LPG (Flüssiggas)
Ursprung Organische Abfälle, Pflanzen Erdöl, Erdgas (fossil)
Klimabilanz Klimaneutral Erhöht CO₂-Ausstoß
Erneuerbar? Ja Nein
Verwendbar in bestehenden Gasgeräten? Ja, ohne Modifikation Ja
CO₂-Emissionen pro kWh Ca. 5 g Ca. 210 g
Familie tankt Bio-CNG an einer deutschen Gastankstelle bei Dämmerung.

Wo wird Biogas heute verwendet?

In Deutschland gibt es über 9.500 Biogasanlagen. Die meisten produzieren Strom und Wärme - aber immer mehr werden auf Biometan umgerüstet. Der Grund? Der Verkehrssektor braucht klimafreundliche Treibstoffe. Elektroautos sind der große Trend, aber nicht alle Fahrzeuge lassen sich einfach elektrifizieren. Lastwagen, Busse, Schiffe und landwirtschaftliche Maschinen brauchen flüssige oder gasförmige Brennstoffe. Hier kommt Biometan ins Spiel.

Einige Tankstellen in Bayern und Baden-Württemberg verkaufen bereits Biometan als Kraftstoff - unter dem Namen „Bio-CNG“ oder „Grünes Gas“. Du kannst damit dein Gasauto tanken, als ob es normales Erdgas wäre. Der Tank ist gleich, der Motor ist gleich, nur der Brennstoff ist anders. Und der Unterschied im CO₂-Ausstoß? Ein Auto, das mit Biometan fährt, emittiert bis zu 90 % weniger Treibhausgase als ein Diesel-Fahrzeug.

Warum ist Biogas nicht überall verfügbar?

Die Infrastruktur ist noch nicht überall ausgebaut. In ländlichen Gebieten mit vielen Bauernhöfen ist Biogas leichter zu produzieren. In Großstädten wie München oder Berlin gibt es weniger organische Abfälle in direkter Nähe - und die Anlagen sind teuer. Außerdem braucht es Zeit, um Biogas aufzubereiten und ins Gasnetz einzuspeisen. Das kostet Geld. Doch die Bundesregierung fördert diese Projekte mit Zuschüssen. Bis 2030 soll mindestens 15 % des deutschen Gasverbrauchs aus erneuerbaren Quellen kommen - und Biogas ist der wichtigste Baustein dafür.

Visueller Kreislauf: Pflanzen, Abfall, Biogas und Energienutzung ohne Text.

Was ist mit „grünes Wasserstoffgas“?

Manchmal hörst du auch von „grünem Wasserstoff“. Das ist etwas anderes. Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse aus Wasser hergestellt - mit Strom aus Wind- oder Sonnenkraft. Er ist ein Energieträger, kein Brennstoff für direkte Verbrennung wie Biogas. Er wird hauptsächlich in der Industrie oder als Speicher für überschüssigen Strom verwendet. Biogas ist derzeit die einfachere, kostengünstigere und sofort verfügbare Lösung für Haushalte, Fahrzeuge und Wärme.

Was kannst du tun?

Wenn du in Deutschland wohnst, kannst du schon heute deinen Gasvertrag auf Biogas umstellen. Viele Energieanbieter - wie Greenpeace Energy, Lichtblick oder auch lokale Stadtwerke - bieten Biogas-Tarife an. Du zahlst meist nur ein paar Cent mehr pro kWh, aber du unterstützt den Ausbau erneuerbarer Energien. Du musst nichts umrüsten. Deine Heizung bleibt dieselbe. Deine Gasflasche bleibt dieselbe. Nur der Inhalt ist jetzt klimafreundlich.

Und wenn du ein Auto hast, das auf Gas läuft - frag deinen Tankstellenbetreiber, ob er Biometan anbietet. In München gibt es bereits mehrere Stationen, die es anbieten. In anderen Städten ist es noch selten - aber das ändert sich. Jeder, der Biogas nutzt, macht es wirtschaftlich attraktiver. Und das beschleunigt den Umbau.

Die Zukunft von Biogas

Biogas ist kein Hype. Es ist eine funktionierende, skalierbare Lösung, die heute schon funktioniert. Es verbindet Abfallwirtschaft, Landwirtschaft und Energieversorgung - drei Bereiche, die sonst oft gegeneinander ausgespielt werden. Es schafft Arbeitsplätze in ländlichen Regionen. Es reduziert die Abhängigkeit von russischem Erdgas. Und es macht unsere Luft sauberer.

Die Technik ist da. Die Politik fördert sie. Die Verbraucher entscheiden, ob sie mitmachen. Du musst nicht auf ein neues Auto warten. Du musst nicht deine Heizung austauschen. Du musst nur deinen Gasvertrag ändern. Und schon bist du Teil der Lösung.

Ist Biogas dasselbe wie Erdgas?

Nein. Erdgas ist fossiles Methan, das aus tiefen Gesteinsschichten gewonnen wird. Biogas entsteht aus organischen Abfällen und ist erneuerbar. Wenn Biogas aufbereitet wird, wird es zu Biometan - und dann ist es chemisch fast identisch mit Erdgas. Beide können in denselben Geräten verwendet werden, aber nur Biometan ist klimaneutral.

Kann ich Biogas zu Hause herstellen?

Theoretisch ja - es gibt kleine Biogasanlagen für Privathaushalte, aber sie sind teuer, komplex und benötigen viel organischen Abfall. Für die meisten Menschen ist es praktischer, Biogas über den Energieversorger zu beziehen. Die Anlagen sind professionell betrieben, effizient und sicher.

Ist Biogas sicher?

Ja. Biogas ist genauso sicher wie Erdgas oder LPG. Es ist leicht entzündlich, aber nicht giftig. Die Infrastruktur für Gasleitungen und -tanks ist in Deutschland sehr gut ausgelegt. Die Sicherheitsstandards für Biogas sind identisch mit denen für Erdgas.

Warum wird Biogas nicht öfter verwendet?

Weil es noch nicht überall verfügbar ist. Die Produktion ist lokal begrenzt, und die Aufbereitung ins Gasnetz ist teuer. Außerdem dominieren fossile Brennstoffe den Markt. Aber mit steigender Nachfrage und staatlicher Förderung wächst die Infrastruktur - und damit auch die Verfügbarkeit.

Was ist der Unterschied zwischen Biogas und Bioethanol?

Bioethanol ist ein flüssiger Brennstoff, der aus Zucker- oder Stärkepflanzen wie Mais oder Zuckerrohr hergestellt wird. Es wird vor allem als Benzin-Zusatz verwendet. Biogas ist gasförmig und wird aus Abfällen hergestellt. Es wird für Heizung, Strom und Gasfahrzeuge genutzt. Beide sind erneuerbar, aber sie dienen unterschiedlichen Zwecken.

Grünes Gas ist nicht die Zukunft - es ist die Gegenwart. Und du kannst es heute nutzen, ohne etwas zu ändern - außer deiner Entscheidung.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.