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Wie lange dauert das Laden eines Elektroautos an 110V? Zeiten, Formel & Beispiele (2025)

Wie lange dauert das Laden eines Elektroautos an 110V? Zeiten, Formel & Beispiele (2025)

Die Frage klingt simpel, aber sie entscheidet darüber, ob du mit einer Haushaltssteckdose (in Nordamerika 110-120V) klarkommst - oder ob du abends mit leerem Akku und Plan B dastehst. Kurze Antwort: Es geht, aber langsam. Rechne in „Kilometern pro Stunde“ statt in „Prozent pro Minute“, dann passt die Erwartung. Ich lade auf Reisen an 110V oft über Nacht - mit zwei Kids im Gepäck und vollem Tagesprogramm will ich morgens sicher wegkommen. Hier sind die realistischen Zeiten und eine einfache Rechenhilfe, damit du sofort weißt, ob 110V für deinen Alltag reicht.

TL;DR - Die Kurzantwort auf 110V-Ladezeiten

- Typische Ladeleistung an 110-120V (Level 1) auf 15A-Steckdose: ca. 1,2-1,4 kW netto. Das entspricht meist 5-8 km Reichweite pro Stunde.

- Über Nacht (10-12 h) kommen realistisch 50-90 km dazu - genug für viele Pendelstrecken.

- 20-80% bei 60-kWh-Akku: rund 25-35 Stunden an 1,2 kW. Voll von 0-100% bei 60 kWh: 45-55 Stunden.

- 20A-Steckdose (NEMA 5-20) bringt bis zu ~1,9 kW brutto (etwa 8-12 km/h) - wenn Kabel und Sicherung passen.

- Kalt oder sehr heiß? Das Batteriemanagement frisst Leistung. An 110V kann die Netto-Laderate dann kurzzeitig nahe null fallen, bis der Akku auf Temperatur ist.

So berechnest du deine Ladezeit (Schritt für Schritt)

Der schnellste Weg zur ehrlichen Antwort ist eine simple Formel. Du brauchst nur deine Batteriekapazität, deinen gewünschten Ladestand und die effektive Ladeleistung.

  1. Finde die nutzbare Batteriekapazität deines Autos (in kWh). Beispiel: Kompakter 50 kWh, Mittelklasse 60-77 kWh, SUV 80-100 kWh.

  2. Schätze die effektive 110-120V-Leistung: Auf 15A-Kreisen sind 12A Dauerlast zulässig (NEC-80%-Regel), also ~1,4 kW brutto; netto durch Verluste oft 1,1-1,3 kW. Auf 20A-Kreisen sind 16A Dauerlast erlaubt, also ~1,9 kW brutto; netto ~1,5-1,7 kW.

  3. Wähle deinen Ladehub. Beispiel: Von 20% auf 80% bei 60 kWh sind 36 kWh (60 kWh × 0,6).

  4. Nutze die Formel: Zeit (h) = Energie (kWh) / Leistung (kW). Beispiel: 36 kWh ÷ 1,2 kW ≈ 30 h.

  5. Willst du Reichweite statt Zeit? Formel: km pro Stunde = Leistung (kW) ÷ Verbrauch (kWh/100 km) × 100. Beispiel: 1,2 kW ÷ 18 × 100 ≈ 6,7 km/h.

Woher kommen diese Zahlen? In den USA/Kanada ist „110V“ im Alltag gebräuchlich, technisch ist die Nennspannung 120V. Haushaltskreise sind meist 15A (manchmal 20A). Dauerhafte Lasten wie EV-Laden werden nach National Electrical Code (NEC) mit 80% der Nennstromstärke angesetzt: 12A auf 15A-Kreisen, 16A auf 20A-Kreisen. Das deckt sich mit den Empfehlungen des U.S. Department of Energy und gängigen EVSE-Herstellerangaben. Dein Bordlader kann zwar viel mehr, aber an 110-120V limitiert praktisch immer der Stromkreis.

Wichtig: Ladeverluste. Zwischen Wechselrichter, Batterie-Temperierung und Leitungsverlusten liegen wir real oft bei 10-20% Verlust. Bei Kälte kann das Batteriemanagement anfangs mehrere Hundert Watt ziehen, bevor überhaupt Energie im Akku ankommt - das erklärt langsame Starts im Winter.

Reale Beispiele und Szenarien (inkl. Tabelle)

Reale Beispiele und Szenarien (inkl. Tabelle)

Hier sind typische Szenarien, damit du ein Gefühl bekommst, was du pro Stunde und über Nacht reinbekommst. Ich nutze runde, praxisnahe Werte - so kannst du sie im Kopf mit deinem Auto abgleichen.

  • Kompakter Stadtstromer (45-55 kWh, Verbrauch ~15-18 kWh/100 km): 6-8 km pro Stunde an 1,2 kW; 70-90 km über 12 Stunden.

  • Mittelklasse (58-77 kWh, Verbrauch ~17-20 kWh/100 km): 5-7 km/h; 60-80 km über 12 Stunden.

  • Großer SUV (80-100 kWh, Verbrauch ~22-28 kWh/100 km): 4-6 km/h; 45-70 km über 12 Stunden.

Und so sehen „20-80%“-Zeiten aus, wenn wir mit 1,2 kW netto rechnen:

  • 50 kWh Akku: 60% von 50 = 30 kWh → ~25-28 h

  • 60 kWh Akku: 60% von 60 = 36 kWh → ~30-32 h

  • 77 kWh Akku: 60% von 77 = 46,2 kWh → ~38-42 h

Wenn du Zugriff auf eine 20A-Steckdose und passendes 120V-Equipment hast (NEMA 5-20, 16A Dauerlast), sinken die Zeiten um grob 25-35%.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Orientierungswerte zusammen. Werte sind typisch, dein Fahrzeug und die Umgebung können abweichen (Temperatur, Software, Vorkonditionierung):

Kategorie/Beispiel Nutzbare Kapazität (kWh) Verbrauch (kWh/100 km) Reichweite pro Stunde @ 1,2 kW Reichweite pro Stunde @ 1,6 kW 20-80% @ 1,2 kW 20-80% @ 1,6 kW 0-100% @ 1,2 kW
Kompakt (z. B. 50 kWh) 50 16-18 6,7-7,5 km/h 9-10 km/h ~25-28 h ~19-21 h ~42-46 h
Mittelklasse (z. B. 60 kWh) 60 18-20 6-6,7 km/h 8-9 km/h ~30-32 h ~23-25 h ~50-55 h
Großer SUV (z. B. 90 kWh) 90 24-28 4,3-5 km/h 6-7 km/h ~45-52 h ~34-39 h ~75-85 h

Wann reicht 110V? Wenn du täglich bis etwa 50-70 km fährst und über Nacht 10-12 Stunden laden kannst, ist es erstaunlich alltagstauglich. Bei 100+ km pro Tag wird’s eng - dann hilft wenigstens gelegentliches Level-2-Laden (240V) oder DC.

Unterschied 110/120V vs. 230V (Europa): In Deutschland sind es 230V-Schuko mit bis zu 10-13A (typisch 2,3-3,0 kW brutto). Das ist etwa doppelt bis zweieinhalbmal so schnell wie US-110-120V. Wenn ich zuhause in München lade, plane ich anders als in einem Ferienhaus in Kanada. Diese Einordnung hilft, wenn du internationale Reisen planst.

Messlatte aus der Praxis: Mit einem Durchschnittsverbrauch von 18 kWh/100 km bringt 1,2 kW rund 6,7 km/h. Über 12 Stunden sind das ~80 km. Ich plane Familienetappen so, dass das reicht - und wenn’s knapp wird, suche ich mir am Ziel eine 240V-Option für 1-2 Stunden als Puffer.

Quellen, die die Größenordnungen stützen: US Department of Energy (Level-1-Spezifika), National Electrical Code (80%-Regel bei Dauerlasten), SAE J1772 (Stecker/Kommunikation), EPA-Verbrauchsangaben sowie ADAC-Messungen zu Praxisverbräuchen.

Checklisten, Regeln & Pro-Tipps für 110V-Laden

Man kann 110V laden sicher und sinnvoll nutzen - wenn ein paar Basics sitzen. Hier ist, worauf ich achte.

  • Schnellcheck vor dem Einstecken

    • Eigenen Bedarf kennen: Wie viele km brauchst du bis morgen? Rechne mit 5-8 km pro Stunde auf 15A.

    • Stromkreis identifizieren: 15A oder 20A? Welche Sicherung? Keine Mehrfachsteckdosen.

    • EVSE-Limit prüfen: Viele portable Kabel begrenzen auf 12A. Einstellbar? Dann lieber konservativ starten.

    • Steckdose inspizieren: Fester Sitz, keine Wärmeverfärbungen, kein Wackelkontakt. Im Zweifel andere Dose.

  • Regeln der Technik (Safety first)

    • 80%-Regel: Dauerlast max. 80% des Leitungsschutzschalters (NEC). 15A-Kreis → 12A; 20A-Kreis → 16A.

    • Keine aufgerollten Kabeltrommeln. Spulen wirken wie Heizkörper. Immer komplett abrollen.

    • Wenn Verlängerung unvermeidlich: Mind. 12 AWG (bzw. 2,5 mm²), kurz halten, Outdoor-zugelassen, GFCI/RCD-Schutz beachten.

    • Steckdose regelmäßig fühlen: Handwarm ist okay, heiß ist Stopp. Bei Wärmeentwicklung EVSE-Strom reduzieren.

  • Effizienz & Tempo maximieren

    • Vorkonditionierung am Kabel, nicht aus dem Akku. Aber: An 110V erst paar Minuten vorklimatisieren, dann laden - sonst „frisst“ die Klima die ganze Leistung.

    • Ladefenster: In Kälte lieber länger und kontinuierlich laden, als in kurzen, kalten Bursts.

    • Ladezustand zwischen 20-80% halten, wenn’s um Zellschonung geht. Für eine Ferienwoche darf es pragmatisch sein.

  • Plan B bereithalten

    • Einmal pro Woche an Level 2 (240V) „auffüllen“, wenn die 110V-Übernachtladung nicht reicht.

    • Destination Charging einplanen: Hotels, Parkhäuser, Arbeit. Ein Stündchen 240V kann den Unterschied machen.

  • Do’s & Don’ts

    • Do: Separate, möglichst leere Steckdosenkreise nutzen (Kühlschrank/Heizlüfter parallel vermeiden).

    • Do: In Apps die Ladeleistung limitieren (z. B. 8-10A), wenn der Kreis knapp dimensioniert ist.

    • Don’t: Billige No-Name-Adapter und wackelige Verlängerungen - Brandgefahr.

    • Don’t: Im Schneesturm erwarten, dass 110V alles schafft: Batterieheizung kann die Netto-Laderate auffressen.

Ein Wort zu Hardware: Einige Hersteller liefern in den USA kein Level-1-Kabel mehr standardmäßig mit. Prüfe vor der Reise, was im Kofferraum liegt. Ich packe immer ein robustes 120V-Set ein, plus einen Adapter für 20A-Dosen - und ich markiere meine Kabel, damit niemand im Ferienhaus „mal eben“ umsteckt.

FAQ und Nächste Schritte / Troubleshooting

FAQ und Nächste Schritte / Troubleshooting

Hier sind die Fragen, die mir dazu am häufigsten gestellt werden - und die Lösungen, die im Alltag funktionieren.

  • Ist „110V“ dasselbe wie „120V“? Im Alltag: ja. Die Nennspannung in Nordamerika ist 120V, viele sagen umgangssprachlich 110V. Für die Berechnung macht das wenig aus.

  • Wie viel „Meilen pro Stunde“ entspricht das? 1,2 kW ergeben bei typischen US-Verbräuchen etwa 3-5 mph Reichweite pro Stunde. In km: 5-8 km/h.

  • Mein Auto lädt an 110V nur mit 8A. Warum? Manche EVSEs erkennen unsichere Netze oder warme Dosen und regeln ab. Einige Fahrzeuge lassen dich den AC-Strom im Menü begrenzen. Lieber sicher und langsamer als heiß und riskant.

  • Schadet langsames Level-1-Laden der Batterie? Eher im Gegenteil - niedrige C-Raten sind sanft. Entscheidend sind Temperatur und SoC-Fenster. Herstellerdatenblätter bestätigen: Temperaturen im grünen Bereich halten, extreme SoC vermeidbar.

  • Darf ich eine Kabeltrommel nutzen? Nur voll abgerollt, mit ausreichendem Querschnitt (mind. 2,5 mm² bzw. 12 AWG), Outdoor-zugelassen, spritzwassergeschützt, und regelmäßig auf Temperatur prüfen.

  • Warum bricht die Ladung in Kälte ab? Das Batteriemanagement heizt zuerst die Zellen. An 110V bleibt für den Akku anfangs wenig übrig. Lösung: Früher einstecken, ggf. Ladeleistung kurz drosseln, Vorklimatisierung minimieren, bis die Zelltemperatur passt.

  • Wie erkenne ich 15A vs. 20A? NEMA 5-20 hat einen „T“-förmigen Schlitz. Aber Achtung: Nur weil die Dose 20A aussieht, heißt das nicht, dass der ganze Kreis 20A kann. Sicherungskasten checken.

  • Reicht 110V für den Arbeitsalltag? Pendelst du unter 70 km täglich und kannst über Nacht laden, meistens ja. Bei 100+ km/Tag brauchst du regelmäßig Level 2 oder am Arbeitsplatz Strom.

  • Kann 110V auf Dauer teurer sein? Der Strompreis ist gleich, aber höhere Verluste und längere Standzeiten kosten ein paar Prozent Effizienz. Unterm Strich sind die Mehrkosten gering - wichtiger ist, ob die Zeit für dich passt.

Nächste Schritte - schnelles Vorgehen für deinen Fall:

  1. Bestimme deinen täglichen km-Bedarf und deinen Fahrzeugverbrauch (Bordcomputer/Handbuch).

  2. Schätze deine 110-120V-Leistung (12A oder 16A). Starte konservativ mit 12A.

  3. Rechne: km/h = kW ÷ (kWh/100 km) × 100. Prüfe, ob deine Nachtzeit reicht.

  4. Plane Puffer: Einmal pro Woche Level 2, falls es knapp wird.

  5. Baue Sicherheit ein: Qualitatives EVSE, korrekter Leitungsquerschnitt, Steckdosenzustand prüfen.

Troubleshooting - wenn’s hakt:

  • EVSE wirft FI/GFCI raus: Strom reduzieren (z. B. von 12A auf 8-10A), andere Steckdose/Kreis nutzen, Verlängerung rausnehmen, Feuchtigkeit ausschließen.

  • Steckdose wird warm: Sofort stoppen. Andere Dose, kürzeres/dickeres Kabel, ggf. Elektriker prüfen lassen.

  • Netto-Ladeleistung zu niedrig: Klimatisierung ausschalten, Sentry/Overheat-Protection pausieren, Ladefenster verlängern, Akku nicht eiskalt anstecken.

  • Du brauchst mehr Reichweite pro Nacht: Suche am Ziel eine 240V-Option (Destination Charger), oder teile die Woche auf (Mo/Mi/Fr Level 2).

Noch ein persönlicher Tipp aus der Praxis: Ich plane „km pro Nacht“ wie Zahnbürste und Frühstück - als festen Alltagspunkt. Mit ein bisschen Routine klappt 110V zuverlässig. Und wenn ich doch mal verschätzt habe, hänge ich nach dem Kinder-Ins-Bett-Bringen noch eine Stunde an 240V - dann schlafen auch die Reichweiten-Sorgen ruhig.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.

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