Zukunft der Verbrennungsmotoren: Gasbetriebene Autos zwischen Fortschritt und Abschied

1998: In Deutschland rollten noch einige erste Serienfahrzeuge mit Erdgas vom Band, skeptisch beäugt, selten auf dem Parkplatz. Heute, am 29. Juni 2025, haben E-Autos den Markt lauter aufgemischt, als es sich so mancher Autonarr je ausmalen konnte. Aber was ist mit den Gasautos? Keine staubtrockene Prognose hier: Wir sprechen drüber, was wirklich läuft, warum das Thema längst nicht erledigt ist und was dich als Fahrer, Käufer oder Kritiker in den nächsten Jahren erwartet. Die größte Überraschung: So ganz will der letzte Tropfen Autogas noch nicht gezündet werden.
Gas-Autos gestern und heute: Zwischen Nische und Hoffnungsträger
Wer an Gasautos denkt, erinnert sich oft an die frühen Jahre der Umrüstkits für Erdgas (CNG) und Autogas (LPG), bei denen Zapfpistolen noch mit skeptischem Stirnrunzeln bedient wurden. Der große Hype, der erwartet wurde, blieb aus – trotz Förderungen, günstiger Steuersätze auf den Kraftstoff und der Hoffnung, mit Gas könne fossiler Sprit ein wenig grüner werden. Bis 2019 galt Gas als das bessere Benzin, weil es weniger Kohlendioxid und Feinstaub produziert. Der ADAC verglich damals 21 Erdgasautos bei Emissionen, Kosten und Reichweite – Sieger: Opel Zafira 1.6 CNG. Kostenseitig lag das Gasauto oft mehr als 40 Prozent günstiger als das Benzinpendant – im reinen Kraftstoffverbrauch gerechnet.
Heute, 2025, sieht man weniger Hersteller, die auf reines Erdgas setzen, und kaum noch Hersteller mit echten Neuwagen auf dem Markt. Mit der Abwrackprämie 2020 und den zahmen Fortschritten beim Ausbau von Gas-Tankstellen wurde es still. Statistiken aus 2024 zeigen nur noch knapp 70.000 zugelassene Erdgasautos in Deutschland – das sind weniger als 0,2% des Gesamtbestands. Bei Autogas sieht’s etwas besser aus: Rund 350.000 Fahrzeuge fahren noch damit. Trotzdem: Das Angebot an Modellen schrumpft. VW hat zuletzt 2023 den Golf TGI eingestellt, Mercedes nahm die B-Klasse CNG aus dem Programm. Bleibt bald nur noch Nachrüsten älterer Fahrzeuge?
Dabei war das Potenzial groß. Mit Biogas oder synthetisch hergestelltem Methan könnte auch Gasbetrieb recht grün werden, sogar CO2-neutral – theoretisch. Praxistipp: Wer jetzt noch auf Gas umsteigen will, findet gebraucht die besten Deals – solange das Tankstellennetz noch Atmet. Steckerautos sind hip, aber im Kilometer-Marathon schlägt Gas oft noch die Kostenampel.
Technik und Umwelt: Wie sauber ist Gas wirklich?
Wenn es um Gasautos geht, sind die Debatten über Umweltfragen selten klar schwarz und weiß. Erdgas (CNG) verbrennt sauberer als Diesel oder Benzin, das stimmt. Im ADAC-Ecotest lagen die CO2-Emissionen bei Erdgasautos 2021 im Schnitt 20 Prozent unter vergleichbaren Benzinern. Und: Feinstaub war im Abgastest fast kein Thema. LPG (Autogas) liegt leicht darüber, aber immer noch unter Benzinbetrieb.
Ein echter Pluspunkt: Wer CNG tankt und auf Bio-Erdgas oder e-Gas setzt, senkt die CO2-Bilanz noch deutlicher. Das Problem? Der Anteil von Biomethan am getankten Gas lag 2024 immer noch unter 30 Prozent und ist damit ein Klimatrick, den kaum jemand zieht. Synthetische Gase, also sogenannte E-Fuels, sind derzeit ein Techniktraum. Sie verbrennen theoretisch CO2-neutral, sind aber in der Herstellung viermal so teuer wie Benzin pro Liter und werden, sofern mal am Markt, eher exklusiv bleiben.
Schade: Viele Städte haben das Potenzial nicht genutzt. Autobusse mit Gasantrieb fahren zwar in Berlin und Frankfurt, aber im Pkw-Bereich herrscht Tristesse. Der eigentliche Umweltjoker bleibt teuer und selten, weil Fördermaßnahmen (wie Steuervergünstigungen für CNG) 2026 auslaufen werden. Dann könnten Gasautos doppelt ins Hintertreffen geraten: teurer im Verbrauch, weniger im Angebot.
Wer das Thema selbst erfahren will, kann sich Fahrzeuge wie den Fiat Panda CNG, einige ältere Audi-Modelle oder auch Skodas mit Autogasanschluss suchen. Tipp: Gebraucht-Check ist Pflicht! Die Gasanlage muss regelmäßig gewartet und geprüft werden (GWP alle 2 Jahre). Einige Werkstätten nehmen bereits keine Gasfahrzeuge mehr zur Wartung an, weil die Nachfrage so niedrig ist.
Kraftstoff | CO2-Ausstoß (g/km) | Kraftstoffkosten (€/100 km) | Verfügbarkeit Tankstellen (Deutschland, 2024) |
---|---|---|---|
Benzin | 127 | 10,50 | ~14.000 |
Diesel | 120 | 9,80 | ~14.000 |
Erdgas (CNG) | 100 | 7,40 | ~800 |
Autogas (LPG) | 115 | 6,50 | ~6.700 |
Strom (BEV) | 0 (je nach Strommix) | 5,20 | ~100.000 |

Tankstellennetz & Alltag: Das große Problem der Verfügbarkeit
Nichts ist frustrierender als ein sparsames Auto zu fahren – und die nächste Tanke ist 85 Kilometer entfernt. Bei LPG (Autogas) sieht es noch gut aus: Über 6.700 Tankstellen in Deutschland bieten eine relativ entspannte Abdeckung, auch touristisch attraktiv – nach Italien oder Frankreich fährt man ohne Stress. CNG hingegen ist der Sorgenkind: 2024 gab es noch etwa 800 CNG-Tankstellen in Deutschland – das ist ein trauriger Abwärtstrend von früher über 1.200 im Jahr 2018.
Der Grund ist naheliegend, aber bitter: Wer wenig Gasautos verkauft, betreibt keine Infrastruktur dafür. Shell hat bereits 2022 begonnen, CNG-Stationen auszudünnen, Aral zog 2023 nach. Selbst große LKW-Flottenbetreiber steigen kaum auf Gas um, weil die Reichweiten mit schweren Nutzfahrzeugen doch ein Ganzstück von Diesel entfernt sind.
Für die Alltagsnutzung sieht’s also so aus: Wer sein Leben gerne plant, kommt mit Autogas noch halbwegs gut durch – viele Navigationssysteme und die Apps der Tankstellenverbände listen LPG-Tankstellen mittlerweile super übersichtlich, auch europaweit. CNG-Fahrer müssen scoutmäßig unterwegs sein und Strecken öfter vorplanen. Die beliebte App „Mehr-tanken“ hat 2025 erstmals CNG-Stationen von der Startseite in ein Untermenü verschoben, weil es einfach zu wenig gibt.
Wer nachrüsten will: Eine LPG-Umrüstung bei modernen Ottomotoren kostet laut Branchenverband AVG um die 2.400 Euro. Für Vielfahrer kann sich das nach 35.000 Kilometern amortisieren. Aber: Es braucht TÜV-Eintrag und eine Gasprüfung, alle zwei Jahre. Die Nachrüstquote für CNG liegt unter 1 Prozent, weil es technisch deutlich komplexer ist. Fahrzeuge wie der Dacia Sander Stepway oder Fiat Tipo lassen sich besonders oft um- oder auf Gas umrüsten. Wer Hilfe sucht, checkt Foren wie das „lpgforum.de“ für Erfahrungswerte und Werkstatttipps.
Politik, Förderung, Regularien: Wohin lenkt der Gesetzgeber?
Schon seit 2021 ist die Zukunft fossil betriebener Autos ein Politikum. Die EU will ab 2035 keine Neuwagen mehr zulassen, die CO2 emittieren. Klingt nach Todesurteil für jeden Verbrenner – auch für das Gasauto. Hersteller dürfen ab dann keine neuen CNG-Fahrzeuge in Europa mehr verkaufen, Nachrüstungen gebrauchter Autos sind aber (noch) erlaubt. Der Clou: E-Fuels gelten als Trittbrettfahrer – dadurch könnten spezielle, synthetische Gasantriebe mit Zertifikat auch nach 2035 fahren, allerdings voraussichtlich zu deutlich höheren Preisen. Deutschland selbst wird keine neuen steuerlichen Vergünstigungen für CNG oder LPG mehr einführen, die aktuellen laufen Ende 2026 aus. Wer also ein Gasfahrzeug fährt, muss ab 2027 den vollen Steuersatz für den Kraftstoff zahlen.
2022 machte ein Gesetzesentwurf die Runde, der unter bestimmten Bedingungen eine Zukunft für Erdgasfahrzeuge als „Übergangstechnologie“ schaffen sollte. Daraus wurde nichts – zum Teil, weil der politische Druck zu groß war, die Ladeinfrastruktur für Elektroautos zu finanzieren. Förderprogramme für neue CNG-Autos liegen auf Eis, für Autogas gab’s ohnehin nie wirklich nennenswerte Zuschüsse. Das heißt: Für private Käufer zählen fast nur noch die niedrigen Tankkosten, nicht die Boni vom Staat.
Wer beruflich mit Gasautos zu tun hat, sollte trotzdem ein Auge auf Ausnahmen bei Handwerks- und Lieferfahrzeugen halten. In einigen Bundesländern gibt es noch Mini-Förderungen fürs Umrüsten (oft bis 1.000 Euro), meist aber nur für gewerbliche Nutzer. In der EU laufen parallel Projekte wie „BioLNG4EU“, bei denen synthetisches Gas für Lkw gefördert wird – Pkw bleiben davon bisher außen vor.

Alternativen & Trends: Was kommt nach dem Gasauto?
Die Debatte um Gasautos läuft letztlich auf die heißeste Frage hinaus: Was macht man mit dem eigenen Verbrenner in Zukunft? E-Autos wachsen rasant im Marktanteil: Laut Kraftfahrtbundesamt fahren 2025 bereits über 2 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen. Hybridantriebe sind genauso beliebt, besonders in Großstädten. Trotz der vielen Diskussionen um Rohstoffe, Strommix und Recycling sind die politischen Weichen klar gestellt.
Für echte Vielfahrer mit wenig Ladesäulen vor der Tür bleibt das Thema Gasauto spannend – zumindest noch im Gebrauchthandel. Wer jetzt einen günstigen LPG- oder CNG-Gebrauchten findet, kann noch die ruhigen Jahre mit Preisvorteil genießen, zumindest solange das Tankstellennetz nicht final versiegt. Wer in den nächsten sieben Jahren plant, seine Mobilität umzustellen, sollte jetzt schon Ladeinfrastruktur in der Nähe checken – Apps wie „PlugSurfing“ helfen, den Überblick zu behalten. Aber: Mit steigender Reichweite der E-Autos (2025 ist bei vielen Modellen 600 km Standard), kostenlosem Laden an Supermärkten und wachsendem Gebrauchtmarkt ist die Übergangszeit kurz.
Fun-Fact am Rande: Einige Tüftler betreiben schon heute private Gas- und E-Tankstellen, investieren in Solarstrom und mini-Biogasanlagen auf dem Bauernhof. Die private Mobilität bleibt also kreativ – Abschiedsstimmung? Klar, aber Nostalgie ist manchmal weniger romantisch, als der eigene Geldbeutel denkt.
Was erwartet uns also noch? Wer auf zukunftssicheres Autofahren setzt, wird irgendwann wohl um E-Autos, Plug-in-Hybride oder ganz neue Mobilitätsdienste nicht herumkommen. Aber solange die Preise stimmen und die Politik kaum nachrüstet, werden Gasautos weiter ein Thema für Tüftler, Sparfüchse und Liebhaber bleiben – auf schmaler werdender Spur und mit immer weniger Zapfhahn in Reichweite.

Lukas Ehrlichmann
Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.