Elektroautos vs. Benzinfahrzeuge - Werden sie den Verbrennungsmotor ersetzen?

Wichtige Punkte
- Die weltweite Zulassung von Elektroautos steigt seit 2015 jährlich um rund 30%.
- Verbrennungsmotoren verlieren Marktanteile, bleiben aber im Nutzfahrzeug‑ und Lkw‑Segment stark.
- Reichweite, Batteriekosten und Ladeinfrastruktur bestimmen das Kauf‑ und Nutzungsverhalten.
- CO₂‑Bilanz verbessert sich vor allem, wenn erneuerbare Energie ins Netz eingespeist wird.
- Politische Anreize und Hersteller‑Strategien beschleunigen die Transformation, aber ein kompletter Ersatz bis 2035 ist noch unsicher.
Einleitung: Warum die Frage jetzt brennt
Wenn du dich heute in einer deutschen Stadt umschaust, hörst du überall Diskussionen über die Zukunft der Mobilität. Regierungen setzen Emissionsziele, Automobilhersteller kündigen neue elektrische Modelle an und Verbraucher fragen sich, ob das bisherige Auto mit Benzinmotor bald Geschichte wird. Die Kernfrage lautet: Werden Elektroautos die herkömmlichen Verbrennungsmotoren vollständig verdrängen? Dieser Artikel zerlegt das Thema in handfeste Schritte - von Technologie bis Politik - und gibt dir ein realistisches Bild.
Marktübersicht: Zahlen, die mehr sagen als Meinungen
Im Jahr 2024 wurden weltweit 10,5Millionen neue PKWs zugelassen. Davon waren Elektroauto ein Fahrzeug, das ausschließlich von einem elektrischen Antriebssystem ohne Verbrennungsmotor betrieben wird bereits 3,2Millionen - also rund 30% des Gesamtvolumens. Im Vergleich dazu lag der Anteil von Fahrzeugen mit Benzinmotor ein Verbrennungsmotor, der fossile Kraftstoffe zur Energiegewinnung nutzt bei etwa 55%.
Europa verzeichnet das schnellste Wachstum: 2025 ist die Zulassungsquote von Elektroautos auf 38% gestiegen, während die USA bei circa 25% liegen. In Deutschland wurden im ersten Quartal 2025 mehr als 200.000 Elektroautos neu zugelassen - ein Plus von 45% gegenüber dem Vorjahr.
Technologievergleich: Batterien, Reichweite und Kosten
Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Antriebsarten liegt in der Batterie ein elektrochemischer Energiespeicher, der elektrische Energie für den Antrieb von Fahrzeugen liefert und dem Verbrennungsmotor.
2019 lag die durchschnittliche Batteriekapazität bei 45kWh, 2025 bereits bei 68kWh. Das bedeutet eine Steigerung der nutzbaren Reichweite von rund 250km auf über 420km pro Ladung bei vergleichbaren Modellen. Gleichzeitig sind die Batteriekosten von 150€/kWh auf etwa 90€/kWh gefallen - ein Rückgang von fast 40%.
Im Gegensatz dazu hat die Verbrennungstechnologie eine etablierte Antriebstechnik, die Kraftstoff in mechanische Energie umwandelt nur geringe Verbesserungen bei Effizienz erzielt (typischerweise 20-25% thermischer Wirkungsgrad). Der Kraftstoffverbrauch sinkt leicht, aber die Preise für Benzin und Diesel unterliegen geopolitischen Schwankungen.

Ladeinfrastruktur: Wo wir heute stehen und was fehlt
Ein kritischer Erfolgsfaktor ist die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur öffentliche und private Stromanschlüsse, die Elektrofahrzeuge mit Energie versorgen. Laut dem Bundesverband Ladeinfrastruktur gibt es Ende 2024 rund 90.000 öffentliche Ladepunkte in Deutschland, davon 14% Schnellladestationen (≥50kW).
Für einen flächendeckenden Ersatz von Benzinfahrzeugen benötigen Experten mindestens 300.000 Schnellladepunkte bis 2030. Derzeitige Ausbau‑Rate von 12% pro Jahr ist also zu langsam, wenn wir das Ziel einer kompletten Elektrifizierung des Pkw‑Marktes erreichen wollen.
Ein weiterer Aspekt ist die Ladegeschwindigkeit. Moderne 350kW‑Stationen können 80% einer 75kWh‑Batterie in unter 15Minuten auffüllen - ein Wert, der für viele Pendler akzeptabel ist. Gleichzeitig arbeitet die Forschung an Festkörperbatterien, die potenziell in 5Minuten geladen sein könnten.
Umweltbilanz: Mehr als nur CO₂‑Emissionen
Der ökologische Vorteil von Elektroauto einem Fahrzeug, das ausschließlich Elektrizität aus dem Stromnetz nutzt wird oft mit dem Begriff CO₂‑Bilanz gleichgesetzt. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes erzeugt ein durchschnittlich genutztes Elektroauto über seine Lebensdauer (ca. 150.000km) etwa 60% weniger CO₂ als ein vergleichbarer Benziner - vorausgesetzt, das Stromnetz stammt zu 60% aus erneuerbaren Quellen.
Doch es gibt weitere Umweltaspekte: Batterierecycling, Rohstoffabbau (Lithium, Kobalt) und Produktionsenergie. Aktuelle Recyclingquoten liegen bei rund 70%, wobei neue Prozesse den Materialverlust weiter senken. Hersteller investieren in geschlossene Kreisläufe, um den Rohstoffbedarf zu reduzieren.
Im Vergleich erzeugt ein Benzinfahrzeug etwa 150g CO₂ pro Kilometer, während ein Elektroauto bei vollem Ökostrom nahezu null direkte Emissionen ausstößt. Der Unterschied wird größer, je sauberer das Stromnetz wird - in Deutschland soll bis 2030 mindestens 80% erneuerbare Energieanteil erreicht werden.
Wirtschaftliche Faktoren: Preis, Förderungen und Gesamtkosten
Der Anschaffungspreis eines Elektroautos liegt noch immer über dem eines vergleichbaren Benziners, kann jedoch durch staatliche Förderungen (z.B. Umweltbonus von bis zu 9.000€) und günstigere Betriebskosten ausgeglichen werden. Die Gesamtbetriebskosten Summe aller laufenden Kosten wie Energie, Wartung, Versicherung und Abschreibung eines Elektroautos betragen im Schnitt 3,5€ pro 100km, während ein Benzinmodell bei etwa 5,2€ liegt.
Ein weiterer Punkt ist die Wertentwicklung. Elektroautos verlieren in den ersten drei Jahren durchschnittlich 35% ihres Wertes, Benzinfahrzeuge etwa 25%. Dieses Gap schließt sich jedoch, weil die Nachfrage nach gebrauchten Elektroautos steigt und die Batteriekapazität länger hält als zuvor angenommen.
Für Flottenbetreiber wird das Kostenmodell besonders attraktiv: Einsparungen bei Kraftstoff, geringere Wartungskosten (weniger bewegliche Teile) und mögliche Steuervergünstigungen können die höheren Anschaffungskosten innerhalb von fünf Jahren amortisieren.
Zukunftsszenarien: Was kommt nach 2030?
Experten teilen die Zukunft in drei Szenarien ein:
- Schneller Umstieg: Durch massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur, sinkende Batteriekosten (unter 60€/kWh) und strenge CO₂‑Grenzwerte wird der Elektroanteil im Pkw‑Segment bis 2035 auf über 70% steigen. Verbrennungsmotoren bleiben hauptsächlich im Lkw‑ und Busbereich.
- Gemischtes Modell: Ladeinfrastruktur wächst langsamer, Batteriekosten plateauieren. Elektroautos erreichen 45% Marktanteil, während Hybrid‑ und Wasserstofffahrzeuge den Markt ergänzen.
- Verzögerter Wechsel: Politische Wendungen (z.B. reduzierte Subventionen) und Lieferkettenprobleme verlangsamen den Fortschritt. Benzinfahrzeuge behalten bis 2040 einen Anteil von rund 30%.
Die meisten Hochschulstudien, darunter das „Mobilitäts‑Futures‑Report“ der Technischen Universität München, sehen das erste Szenario als wahrscheinlich, sofern die Regierungen ihre Klimaziele konsequent verfolgen.

Entscheidungshilfe: Was bedeutet das für dich?
- Stadtpendler: Wenn du täglich weniger als 50km fährst und Zugang zu einer Schnellladestation hast, ist ein Elektroauto jetzt wirtschaftlich sinnvoll.
- Ländliche Regionen: Bei langen Strecken und begrenzter Ladeinfrastruktur kann ein Plug‑in‑Hybrid oder ein Benzinfahrzeug noch die bessere Wahl sein - zumindest bis 2028.
- Flottenmanager: Evaluieren Sie die Gesamtkosten über den Lebenszyklus; häufige Fahrten mit kurzen Ladepausen favorisieren Elektrofahrzeuge.
Vergleichstabelle: Elektroauto vs. Benzinfahrzeug
Kriterium | Elektroauto | Benzinfahrzeug |
---|---|---|
Durchschnittliche Reichweite (WLTP) | 420km | 650km |
CO₂‑Emissionen (g/km) | ~0 (Strommix 2025) | 150g |
Batteriekosten (€/kWh) | 90€ | - |
Wartungsaufwand | gering - keine Ölwechsel | hoch - Motor, Abgasanlage |
Gesamtkosten (10Jahre, 150.000km) | ~30.000€ (inkl. Strom) | ~35.000€ (inkl. Kraftstoff) |
Ladezeit (80% Kapazität) | 15min (350kW Schnelllader) | - (Tankfüllung 5min) |
Förderungen (Deutschland) | bis zu 9.000€ | - |
Fazit - Was wird passieren?
Ein kompletter Ersatz der Benzinfahrzeuge durch elektrische Modelle bis 2030 ist unwahrscheinlich, aber die Tendenz ist klar: Der Anteil von Elektroautos wird exponentiell wachsen, vor allem im Stadt‑ und Vielfahrzeugsegment. Verbrennungsmotoren bleiben in speziellen Nischen wie schweren Lkw, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und in Regionen ohne zuverlässige Stromversorgung relevant.
Der Schlüssel liegt in einem koordinierten Zusammenspiel von Technologieentwicklung, politischer Unterstützung und Infrastruktur‑Aufbau. Wer jetzt frühzeitig auf ein Elektroauto setzt, profitiert von niedrigeren Betriebskosten und macht gleichzeitig einen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen.
Häufige Fragen
Wie lange dauert es, ein Elektroauto vollständig zu laden?
An einer 350kW‑Schnellladestation erreichst du 80% Kapazität in etwa 15Minuten. An einer Haushaltssteckdose (2,3kW) dauert es dagegen 8‑10Stunden für eine komplette Ladung.
Sparen Elektroautos wirklich Geld im Vergleich zu Benzinern?
Ja, wenn du die Gesamtkosten (Anschaffung, Strom, Wartung) über die Lebensdauer betrachtest. Der durchschnittliche Unterschied liegt bei etwa 5000‑7000€ zugunsten des Elektroautos, besonders bei hoher Fahrleistung.
Welche Förderungen gibt es für den Kauf eines Elektroautos in Deutschland?
Der Umweltbonus kombiniert staatliche und Herstellerzuschüsse und kann bis zu 9.000€ betragen. Zusätzlich gibt es Steuervergünstigungen, reduzierte Kfz‑Steuer und kommunale Ladeinfrastruktur‑Subventionen.
Wie wirkt sich der Strommix auf die CO₂‑Bilanz von Elektroautos aus?
Ein hoher Anteil erneuerbarer Energien reduziert die indirekten Emissionen stark. Bei einem Mix zu 60% Erneuerbare liegen die Gesamtemissionen etwa 60% unter denen von Benzinfahrzeugen; bei 80% Erneuerbare sogar rund 80%.
Müssen Batterien am Ende des Lebenszyklus recycelt werden?
Ja, Recycling ist Pflicht in der EU. Aktuelle Verfahren ermöglichen das Zurückgewinnen von bis zu 95% der wertvollen Metalle, wodurch der Rohstoffbedarf für neue Batterien stark gesenkt wird.

Lukas Ehrlichmann
Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.