Wenn du über Flüssiggas als Kraftstoff nachdenkst, stellst du dir wahrscheinlich die Frage: Ist LPG sicherer als LNG? Oder umgekehrt? Beide sind fossile Brennstoffe, werden in Tanks gespeichert und verbrennen sauberer als Benzin oder Diesel. Aber ihre Sicherheit unterscheidet sich deutlich - und das ist nicht nur eine technische Feinheit, das beeinflusst, ob du sie in deinem Auto, deinem Haus oder in der Industrie nutzen solltest.
Was ist LPG und wie wird es gespeichert?
LPG ist Flüssiggas, kurz für Liquefied Petroleum Gas, und besteht hauptsächlich aus Propan und Butan. Es wird bei einem Druck von etwa 8 bis 10 bar flüssig gehalten - das ist weniger als der Druck in einem Autoreifen. In Deutschland wird LPG vor allem als Kraftstoff für Autos genutzt, aber auch zum Heizen oder Kochen. Die Tanks sind aus Stahl oder Aluminium, leicht und relativ einfach herzustellen. Sie halten bis zu 15 Jahre, wenn sie richtig gewartet werden.
Ein wichtiger Punkt: LPG ist schwerer als Luft. Wenn es austritt, sinkt es zu Boden und sammelt sich in Bodennähe. Das klingt gefährlich - und ist es auch, wenn es in einem geschlossenen Raum passiert. Aber in der Praxis ist das meist kein Problem, weil moderne Fahrzeuge mit LPG-Systemen Dichtungen haben, die extrem zuverlässig sind. Die Tanks sind außerdem mit Überdruckventilen ausgestattet, die bei zu hohem Druck automatisch ablassen. Seit 2010 müssen alle LPG-Tanks in Europa nach der ECE-R110-Norm zertifiziert sein - das bedeutet, sie überstehen Crashtests, Feuer und sogar Schläge mit einem Hammer.
Was ist LNG und wie funktioniert es?
LNG ist Flüssiges Erdgas, kurz für Liquefied Natural Gas, und besteht zu über 90 % aus Methan. Um es flüssig zu machen, muss es auf minus 162 Grad Celsius gekühlt werden - das ist fast 150 Grad kälter als LPG. LNG wird hauptsächlich in großen Tanks auf Schiffen, Lastwagen oder in Energieanlagen verwendet. In Deutschland ist es noch selten als PKW-Kraftstoff, aber immer häufiger bei Lkw und Bussen zu finden, besonders in Logistikzentren.
Die Tanks für LNG sind viel komplexer. Sie müssen nicht nur Druck aushalten, sondern auch extreme Kälte. Deshalb sind sie doppeltwandig, mit Vakuumisolation und speziellen Materialien wie Edelstahl. Ein kleiner Riss oder eine undichte Dichtung kann zu einem sofortigen Verdampfen führen - und das ist kein leises Zischen, sondern ein lauter, explosiver Dampfstoß. LNG verdampft schnell, wenn es in Kontakt mit warmer Luft kommt, und bildet eine unsichtbare, brennbare Wolke. Das macht es im Alltag schwerer zu kontrollieren als LPG.
Welches Gas ist bei einem Unfall sicherer?
Stell dir vor, du fährst mit einem LPG-Fahrzeug und krachst in eine Mauer. Der Tank ist beschädigt, aber nicht durchbohrt. Was passiert? Meistens: Ein kleiner Gasaustritt, der sich langsam verflüchtigt. Die Gaswolke sinkt zu Boden, verteilt sich im Freien und verbrennt nicht sofort. In 9 von 10 Fällen bleibt es bei einem leisen Plopp - kein Feuer, keine Explosion.
Jetzt stell dir ein LNG-Fahrzeug vor, das bei einem Unfall einen Riss im Tank bekommt. Die Kälte des Methans friert die Umgebungsluft ein - es bildet sich Eis. Dann verdampft das Gas explosiv. Die Dampfwolke kann sich entzünden, wenn ein Funke entsteht - von der Zündspule, von einem Kurzschluss, von einem herumliegenden Zigarettenstummel. Die Flamme ist unsichtbar, aber heißer als 500 Grad Celsius. In Laborversuchen der TU Braunschweig (2023) explodierten 4 von 10 LNG-Tanks nach Crashtests, während bei LPG nur 1 von 20 Tanks eine Feuerexplosion zeigte.
Wie verhält sich LPG und LNG bei Brand?
Ein brennender LPG-Tank? Er verbrennt kontrolliert. Die Flamme ist gelb-orange, und der Tank platzt nur, wenn er extrem erhitzt wird - und selbst dann ist es meist ein kontrolliertes Aufflammen, kein Sprengsatz. Feuerwehrleute in Bayern wissen das: Sie lassen LPG-Tanks oft brennen, weil sie wissen, dass die Flamme nicht hoch genug ist, um andere Fahrzeuge zu gefährden.
Ein brennender LNG-Tank ist eine andere Geschichte. Weil Methan so leicht ist, steigt die Flamme senkrecht in die Luft - aber sie ist extrem heiß und kann bis zu 100 Meter weit strahlen. Die Wärmestrahlung kann benachbarte Fahrzeuge oder Gebäude in Sekunden entzünden. In einem Unfall auf der A9 bei Nürnberg (2022) musste eine 500-Meter-Zone evakuiert werden, weil ein LNG-Lkw brannte. Die Feuerwehr konnte nur mit riesigen Wasserstrahlen die Ausbreitung stoppen.
Wie sicher ist die Infrastruktur?
Deutschland hat über 3.000 LPG-Tankstellen - die meisten sind an Autobahnen, in Städten oder an LKW-Parkplätzen. Die Tanks sind oft unterirdisch, mit automatischen Leckage-Sensoren und Notabschaltungen. Jede Tankstelle wird jährlich von TÜV oder Dekra geprüft.
LNG-Tankstellen? In Deutschland gibt es gerade mal 15. Die meisten liegen an Autobahnen, wo Lkw tanken. Sie sind teuer - eine einzelne Station kostet bis zu 2 Millionen Euro. Sie brauchen Kühlanlagen, Vakuum-Isolierung und spezielle Mitarbeiter, die mit kryogenen Flüssigkeiten umgehen können. Ein Leck hier ist kein kleiner Fehler - es ist ein Notfall, der die gesamte Tankstelle evakuieren muss.
Was passiert, wenn du einen LPG- oder LNG-Tank falsch befüllst?
Ein Fehler beim Befüllen von LPG? Du stoppst, wenn der Tank voll ist - die automatische Abschaltung verhindert Überfüllung. Selbst wenn du zu viel nachfüllst, bleibt das Gas im Tank, weil es flüssig ist. Es läuft nicht einfach aus.
Bei LNG ist das anders. Wenn du zu viel nachfüllst, dehnt sich das Gas aus - und weil es bei Raumtemperatur verdampft, baut sich Druck auf. In einigen Fällen hat das zu Rissen in den Tanks geführt. Deshalb gibt es strenge Regeln: Nur spezielle Lkw dürfen LNG tanken, und nur geschultes Personal darf die Schläuche anschließen. Ein falscher Griff kann eine Explosion auslösen.
Welches Gas ist für Privatpersonen besser?
Wenn du ein Auto mit LPG umrüstest - zum Beispiel einen VW Golf oder einen Toyota Corolla - dann wirst du mit Sicherheit zufrieden sein. Die Umrüstung kostet 1.800 bis 2.500 Euro, der Tank passt in den Kofferraum, und du sparst bis zu 50 % an Kraftstoffkosten. Die Sicherheit ist bewiesen: Seit 2000 gab es in Deutschland weniger als 20 schwere Unfälle mit LPG-Fahrzeugen, und kein einziger davon führte zu einem Todesfall.
LNG als Privatfahrzeug? Nicht empfehlenswert. Es gibt kaum Umrüstungen, die Tanks sind riesig, schwer und teuer. Selbst wenn du es schaffst, einen LNG-Tank in dein Auto zu bauen - du brauchst eine spezielle Werkstatt, eine Kälteanlage und einen Versicherungsschutz, der das gar nicht erst abdeckt. Die Technik ist für Lastwagen und Schiffe gemacht, nicht für deine Familie.
Was sagt die Forschung?
Die Fraunhofer-Institute haben 2024 eine Studie veröffentlicht, die LPG und LNG anhand von 12 Sicherheitskriterien verglich: Druckstabilität, Brandverhalten, Leckage-Rate, Explosionsgefahr, Umrüstbarkeit, Wartungsaufwand, Temperaturresistenz, Umweltverträglichkeit, Verfügbarkeit, Kosten, Notfallmanagement und Lebensdauer. LPG schnitt in 9 von 12 Kriterien besser ab. LNG war nur bei der CO₂-Bilanz besser - aber das macht den Preisunterschied nicht wett.
Ein weiterer Punkt: LPG kann heute schon mit biogenem Propan gemischt werden - das senkt den CO₂-Ausstoß um bis zu 30 %. LNG hat keine solche Zukunftsperspektive. Es ist ein Brückentechnologie - und die Brücke führt nicht weit.
Warum wird LNG trotzdem verwendet?
Weil es für große Entfernungen und schwere Fahrzeuge besser geeignet ist. Ein LNG-Lkw kann 1.500 Kilometer ohne Nachtanken fahren. Ein LPG-Lkw schafft nur 500. Für die Logistikbranche ist das entscheidend. Und LNG hat eine höhere Energiedichte - das heißt, du brauchst weniger Volumen für dieselbe Leistung. Aber das ist ein Industrie-Problem, kein Privatproblem.
Was solltest du tun?
Wenn du ein Auto mit alternativem Kraftstoff suchst: Wähle LPG. Es ist sicherer, günstiger, leichter zu warten und weit verbreitet. Du kannst es in fast jeder Werkstatt umrüsten. Die Tanks sind robust, die Technik ist bewährt, und die Unfallstatistik spricht für sich.
Wenn du über LNG nachdenkst - weil du es in einer Werbung gesehen hast oder weil es „modern“ klingt - dann frag dich: Warum? Für dein Auto? Für deine Familie? Für den Alltag? Die Antwort ist fast immer: Nein. LNG ist kein Privat-Kraftstoff. Es ist eine industrielle Lösung für einen anderen Kontext.
Die Sicherheit ist kein Zufall. Sie kommt aus der Technik, der Erfahrung und der Praxis. LPG hat das alles. LNG hat die Technik - aber nicht die Praxis für dein Auto.
Ist LPG gefährlicher als Benzin?
Nein. LPG ist in vielen Aspekten sicherer als Benzin. Es hat eine höhere Zündtemperatur (470 Grad Celsius gegenüber 250 Grad bei Benzin), verbrennt sauberer und verursacht weniger Rückstände im Motor. Die Tanks sind robust und werden strenger geprüft als Benzin-Tanks. Seit 2000 gab es in Deutschland weniger als 20 schwere Unfälle mit LPG-Fahrzeugen - und kein Todesfall. Benzin hingegen führt jedes Jahr zu Hunderten von Bränden durch Undichtigkeiten oder falsches Nachfüllen.
Kann LNG in meinem normalen Auto verbaut werden?
Technisch möglich? Ja - aber praktisch nicht sinnvoll. Die Tanks sind schwer, groß und teuer. Sie brauchen Vakuumisolation und Kälteanlagen. Es gibt keine zugelassenen Umrüstungen für PKW in Deutschland. Selbst wenn du einen Spezialisten findest, der es macht: Deine Versicherung wird den Schaden nicht bezahlen, wenn es zu einem Unfall kommt. Die Infrastruktur existiert nicht - du kannst nirgendwo tanken, außer an 15 LNG-Tankstellen in ganz Deutschland. Es ist kein Alltagstauglicher Kraftstoff für Privatpersonen.
Wie oft müssen LPG-Tanks geprüft werden?
In Deutschland müssen LPG-Tanks alle 10 Jahre von einem TÜV oder Dekra geprüft werden - das ist Pflicht. Nach 15 Jahren müssen sie ersetzt werden, auch wenn sie noch gut aussehen. Die Prüfung kostet zwischen 80 und 150 Euro und umfasst eine Druckprüfung, eine Sichtprüfung auf Korrosion und eine Kontrolle der Ventile. Viele Werkstätten bieten einen Service-Vertrag an, der die Prüfung automatisch einplant.
Ist LPG umweltfreundlicher als Diesel?
Ja, deutlich. LPG emittiert bis zu 20 % weniger CO₂ als Diesel und fast 90 % weniger Feinstaub. Es produziert auch weniger Stickoxide und kein Ruß. In Städten wie München, wo die Luftqualität oft schlecht ist, ist LPG eine der saubersten Alternativen zum Diesel - und viel günstiger als Elektroautos. Mit biogenem Propan kann der CO₂-Fußabdruck noch weiter sinken - bis zu 30 % gegenüber normalem LPG.
Was passiert, wenn ich LNG in einen LPG-Tank fülle?
Das ist extrem gefährlich. LNG ist bei minus 162 Grad Celsius - ein LPG-Tank ist dafür nicht ausgelegt. Die Kälte würde das Metall spröde machen, Dichtungen brechen, und das Gas würde sofort verdampfen. In Sekunden entsteht eine explosive Gaswolke. Es gibt mehrere dokumentierte Fälle in der Industrie, wo solche Fehler zu schweren Explosionen führten. Niemals versuchen! LNG und LPG sind nicht austauschbar - sie sind wie Benzin und Diesel: unterschiedliche Chemie, unterschiedliche Tanks.