Ein Elektroauto fährt leise, beschleunigt ruckfrei und braucht kaum Wartung - das ist der Traum. Aber was passiert, wenn etwas kaputtgeht? Viele denken, Elektroautos sind wartungsfrei. Das ist falsch. Sie haben andere Schwachstellen als Benziner - und manche sind teurer zu reparieren. Hier ist, was wirklich häufig ausfällt, warum das so ist und was das für dich als Fahrer bedeutet.
Die Hochvoltbatterie: Der teuerste Teil, der selten kaputtgeht
Die Batterie ist das Herzstück eines Elektroautos. Sie wiegt mehrere Hundert Kilo, besteht aus tausenden einzelnen Zellen und kostet bis zu 10.000 Euro. Deshalb glauben viele, sie geht schnell kaputt. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Moderne Lithium-Ionen-Batterien halten 15 bis 20 Jahre oder mehr als 200.000 Kilometer. Die meisten Hersteller garantieren sie für acht Jahre oder 160.000 Kilometer mit mindestens 70 % Kapazität.
Was wirklich passiert? Langsam verliert die Batterie Kapazität - nicht plötzlich. Nach zehn Jahren hat sie vielleicht noch 85 % ihrer ursprünglichen Leistung. Das ist kein Defekt, sondern normale Alterung. Die echten Probleme kommen durch extreme Temperaturen oder falsches Laden. Wer sein Auto ständig auf 100 % lädt, es in der Hitze von 40 Grad stehen lässt oder häufig mit Schnellladern bis 150 kW belastet, beschleunigt den Abbau. Einige Modelle, wie der Nissan Leaf von 2013, hatten damals Probleme mit Zellungleichgewicht. Heutige Modelle wie der Hyundai Ioniq 5 oder der Tesla Model Y haben bessere Temperaturregulierung und sind viel robuster.
Ein echter Ausfall der gesamten Batterie ist selten. Wenn er doch passiert, ist er teuer. Aber: Die meisten Versicherungen und Hersteller decken das ab. Und es gibt immer mehr Second-Life-Angebote - alte Batterien werden für stationäre Speicher wiederverwendet.
Elektromotor: Fast unkaputtbar - aber nicht unsichtbar
Ein Elektromotor hat nur zwei bewegliche Teile: den Rotor und den Lager. Keine Kolben, keine Ventile, keine Zündkerzen, kein Ölschmierungssystem. Das macht ihn extrem langlebig. Viele Elektroautos mit über 400.000 Kilometern haben noch den Originalmotor. Der Tesla Model S von 2012 mit 600.000 km fährt immer noch mit demselben Antrieb.
Was kann trotzdem schiefgehen? Lagerverschleiß. Besonders bei Fahrzeugen, die oft mit hoher Last fahren - zum Beispiel Lieferwagen oder Taxis. Hier kann das Radlager oder das Motorenlager nach 150.000-200.000 km rausfallen. Das kostet zwischen 800 und 2.000 Euro, je nach Modell. Ein weiterer Punkt: Die Kühlschleife für den Motor. Wenn die Pumpe oder das Thermostat versagt, überhitzt der Motor. Das löst eine Abschaltung aus - und du bleibst stehen. Kein Dampf aus der Motorhaube wie beim Benziner, sondern einfach: „Antriebsstörung. Bitte halten Sie an.“
Ein echter Motordefekt ist also selten. Aber wenn er kommt, ist er schwer zu diagnostizieren. Nicht jeder Werkstattmeister kennt die Elektronik dahinter. Deshalb: Bei Antriebsproblemen lieber zu einem Spezialisten für Elektroautos.
Leistungselektronik: Die unsichtbare Schwachstelle
Der Inverter ist das Gehirn des Elektroautos. Er wandelt Gleichstrom aus der Batterie in Wechselstrom für den Motor um. Er steuert Drehzahl, Drehmoment und Rekuperation. Er ist klein, aber komplex - und oft unter der Motorhaube oder im Fahrzeugboden montiert. Hier passieren die häufigsten elektronischen Defekte.
Warum? Weil er extremen Temperaturen ausgesetzt ist. Im Sommer heizt er sich auf bis zu 120 Grad auf. Kälte im Winter macht die Leiterbahnen spröde. Einige Modelle, wie der frühe BMW i3, hatten Probleme mit Kondensatoren, die bei hohen Lasten versagten. Der Fehler zeigt sich oft als plötzlicher Leistungsverlust, Flimmern im Display oder ein Warnhinweis „Antriebsfehler“.
Die Reparatur ist teuer: 2.000 bis 5.000 Euro. Aber: Viele Hersteller tauschen den Inverter gegen ein neues Modell aus, wenn er unter Garantie ist. Und es gibt immer mehr Second-Hand-Teile aus abgestellten Fahrzeugen - oft für weniger als 1.000 Euro.
Einphasen-Ladeelektronik: Der häufige, aber leicht zu erkennende Fehler
Wenn dein Auto nicht mehr an der Haushaltssteckdose lädt, liegt es oft an der Ladeelektronik. Jedes Elektroauto hat einen On-Board-Lader - ein kleiner Transformator, der Wechselstrom aus der Steckdose in Gleichstrom für die Batterie umwandelt. Bei Modellen mit nur einem Lader (meist bei kleineren Autos wie dem Renault Zoe oder dem Fiat 500e) ist das ein einzelner Baustein. Der ist anfällig für Überspannungen, besonders in alten Häusern mit schlechter Elektroinstallation.
Was passiert? Du steckst das Kabel ein - und nichts passiert. Kein Ladezeichen, kein Piepton. Oder das Auto lädt nur mit 2,3 kW statt 7,4 kW. Das ist ein klassischer Fall. Die Reparatur kostet 600 bis 1.500 Euro. Aber: Du kannst das Problem oft vermeiden. Lade nicht an alten Steckdosen mit unsicherer Erdung. Nutze eine eigene Ladestation mit Überspannungsschutz. Und: Einige Hersteller wie VW und Audi haben in neueren Modellen auf doppelte Lader umgestellt - das macht den Ausfall weniger kritisch.
Thermomanagement: Kälte und Hitze als Feinde
Elektroautos brauchen Klimaanlage, Heizung und Batteriekühlung - alles in einem System. Die Wärmepumpe ist das Herzstück. Sie holt Wärme aus der Außenluft und leitet sie ins Innenraum oder zur Batterie. Bei Temperaturen unter -10 Grad ist sie entscheidend für die Reichweite.
Was geht kaputt? Die Pumpe, das Ventil oder der Kältemittelkreislauf. Wenn die Wärmepumpe ausfällt, läuft die Heizung nur noch mit elektrischem Widerstand - und das frisst bis zu 40 % deiner Reichweite. Das ist kein plötzlicher Ausfall, sondern ein langsames Versagen: Die Heizung wird schwächer, die Reichweite sinkt, besonders im Winter. In Deutschland, wo Winter kalt werden, ist das ein echtes Problem. Modelle wie der VW ID.3 hatten 2021-2023 häufige Probleme mit der Wärmepumpenregelung. Die Lösung: Software-Updates und gelegentliche Kältemittel-Nachfüllung.
Ein weiterer Punkt: Die Kühlschleife für den Motor. Wenn sie undicht wird, überhitzt der Antrieb. Das ist selten, aber gefährlich. Der Fehler zeigt sich durch Warnmeldungen wie „Antrieb überhitzen“ oder „Kühlflüssigkeit niedrig“ - auch wenn du keine Flüssigkeit verlierst. Dann ist es ein Leck im geschlossenen System.
Was ist anders als beim Benziner?
Ein Benziner hat 2.000 bewegliche Teile. Ein Elektroauto hat etwa 200. Das klingt nach einem Vorteil - und ist es auch. Aber: Die Teile, die kaputtgehen, sind oft elektronisch und teuer. Du verlierst nicht die Zündkerzen, sondern den Inverter. Du musst nicht den Auspuff tauschen, sondern die Ladeelektronik.
Die guten Nachrichten: Elektroautos brauchen keine Ölwechsel, keine Zahnriemen, keine Luftfilter, keine Kupplungen. Die Bremsen halten doppelt so lange - durch Rekuperation. Die Reifen sind oft die einzige Verschleißkomponente, die du regelmäßig wechseln musst.
Ein Benziner stirbt oft an Verschleiß: Ölverlust, defekter Turbolader, verstopfter Dieselpartikelfilter. Ein Elektroauto stirbt selten an Verschleiß - sondern an elektronischem Versagen oder falscher Nutzung. Wer sein Auto wie einen Benziner behandelt - ständig schnellladen, im Sommer in der Sonne parken, bei -20 Grad nur mit Heizung fahren - bekommt Probleme. Wer es mit Bedacht nutzt, hat 15 Jahre Ruhe.
Was kannst du tun, um Probleme zu vermeiden?
- Lade nicht jeden Tag auf 100 %. 80 % reichen für den Alltag.
- Vermeide häufiges Schnellladen - besonders bei kalter Batterie.
- Parke im Winter in der Garage oder nutze eine Vorheizung über App.
- Prüfe die Ladeelektronik, wenn das Auto nur langsam lädt.
- Gehe zu einer Werkstatt, die Elektroautos spezialisiert hat - nicht zur klassischen Tankstelle.
- Halte die Software auf dem neuesten Stand. Updates beheben oft Fehler, die noch nicht als Defekt gelten.
Wie teuer ist eine Reparatur wirklich?
Ein Ölwechsel beim Benziner: 120 Euro. Ein Inverter-Tausch beim Elektroauto: 3.500 Euro. Klingt schlimm. Aber: Elektroautos brauchen 60 % weniger Wartung. Du sparst 500-800 Euro pro Jahr an Öl, Filter, Zündkerzen und Abgasanlage. In zehn Jahren sparst du 5.000-8.000 Euro - das deckt fast den teuersten Defekt ab.
Und: Die Reparaturkosten sinken. Die Zahl der Elektroauto-Spezialwerkstätten in Deutschland ist seit 2020 um 220 % gestiegen. Ersatzteile werden billiger - weil mehr produziert werden. Ein Ladekabel für den Renault Zoe kostete 2020 noch 1.200 Euro. Heute gibt es für 450 Euro ein neues, kompatibles Modell.
Fazit: Nicht besser - nur anders
Elektroautos sind nicht perfekt. Sie haben andere Schwachstellen. Aber sie sind nicht anfälliger. Sie sind nur komplexer. Die Batterie hält länger als jeder Benziner-Motor. Der Motor läuft 100.000 Kilometer ohne Probleme. Die Ladeelektronik ist der häufigste Defekt - aber leicht zu erkennen und oft billig zu reparieren.
Wenn du dein Auto mit Bedacht nutzt - nicht ständig auf 100 % laden, nicht in der Hitze parken, nicht auf billige Schnelllader vertrauen - dann wirst du kaum Probleme haben. Und wenn doch: Die Reparatur ist teuer, aber selten. Und die Einsparungen bei Wartung und Kraftstoff machen das mehr als wett.
Geht die Batterie eines Elektroautos nach 5 Jahren kaputt?
Nein, in den meisten Fällen nicht. Moderne Batterien halten 15 bis 20 Jahre. Nach fünf Jahren haben sie meist noch 90-95 % ihrer ursprünglichen Kapazität. Ein echter Ausfall ist extrem selten. Was oft als „Kaputt“ wahrgenommen wird, ist nur eine langsame Kapazitätsabnahme - das ist normal und wird von Herstellern garantiert.
Ist die Reparatur eines Elektroautos teurer als die eines Benziners?
Manchmal ja, oft nein. Ein einzelner Defekt wie ein Inverter oder Ladeelektronik kann teurer sein als ein Motordefekt beim Benziner. Aber Elektroautos brauchen keine Ölwechsel, keine Zahnriemen, keine Abgasanlagen. In zehn Jahren sparst du durch geringere Wartungskosten mehr, als du für einen teuren Defekt ausgibst. Der Gesamtkostenvergleich spricht klar für Elektroautos.
Was ist der häufigste Defekt an Elektroautos?
Der häufigste Defekt ist die Ladeelektronik - besonders bei Modellen mit nur einem On-Board-Lader. Wenn das Auto nur langsam lädt oder gar nicht an der Haushaltssteckdose, ist das fast immer die Ursache. Auch Wärmepumpen-Ausfälle bei extrem kalten Wintern sind häufig, besonders in älteren Modellen wie dem VW ID.3.
Kann ich einen Elektroauto-Defekt selbst reparieren?
Nein - und das ist gefährlich. Hochvoltbatterien liefern bis zu 800 Volt - das ist tödlich. Selbst das Wechseln eines Ladekabels erfordert spezielle Werkzeuge und Zertifizierung. Nur zugelassene Elektro-Fachwerkstätten dürfen Arbeiten am Hochvolt-System durchführen. Versuche, das selbst zu machen, können dich töten oder dein Auto komplett zerstören.
Warum ist mein Elektroauto im Winter so viel langsamer?
Kälte verlangsamt die chemischen Prozesse in der Batterie. Das reduziert die Leistung und die Reichweite. Wenn die Wärmepumpe defekt ist, heizt das Auto mit elektrischem Widerstand - das frisst zusätzlich Energie. Auch die Reifen werden härter und rollen schlechter. Die Lösung: Vorheizen mit Strom aus der Steckdose, bevor du losfährst. Dann bleibt die Batterie warm und die Reichweite bleibt höher.