Wenn du dich fragst, was eigentlich das Hauptbestandteil von Erdgas ist, dann liegt die Antwort einfacher da, als viele denken. Es ist nicht Butan, nicht Propan, und auch nicht ein Gemisch aus vielen verschiedenen Gasen - es ist Methan. Genau genommen macht Methan zwischen 85 und 95 Prozent der Zusammensetzung von Erdgas aus. In den meisten Fällen liegt der Anteil bei rund 90 %. Das ist nicht nur eine Zahl aus einem Lehrbuch - das ist der Grund, warum Erdgas als Heiz- und Treibstoff so effizient und verbreitet ist.
Warum genau Methan?
Methan (CH₄) ist das einfachste Kohlenwasserstoff-Molekül: ein Kohlenstoffatom, vier Wasserstoffatome. Es entsteht natürlicherweise, wenn organische Stoffe über Millionen Jahre unter hohem Druck und ohne Sauerstoff zersetzt werden - zum Beispiel in tiefen Gesteinsschichten, wo frühere Pflanzen und Tiere abgebaut wurden. Das Ergebnis: ein gasförmiger Energieträger, der sich leicht entzündet, viel Wärme abgibt und vergleichsweise sauber verbrennt.
Im Gegensatz zu LPG (Flüssiggas), das hauptsächlich aus Propan und Butan besteht, ist Erdgas fast rein aus Methan. Das hat Folgen: Methan hat eine höhere Energieausbeute pro Einheit, verbrennt sauberer und erzeugt weniger Kohlendioxid pro kWh als andere fossile Brennstoffe. Deshalb wird es nicht nur in Haushalten zum Heizen und Kochen verwendet, sondern auch in Kraftwerken und als Treibstoff für Lastwagen.
Erdgas vs. LPG: Was ist der Unterschied?
Viele verwechseln Erdgas mit Flüssiggas - aber das sind zwei völlig unterschiedliche Stoffe, auch wenn beide als „Gas“ bezeichnet werden.
- Erdgas: Überwiegend Methan (90 %), wird über Pipelines transportiert, bleibt bei Raumtemperatur gasförmig, muss unter hohem Druck verflüssigt werden, um speicherbar zu sein.
- LPG (Flüssiggas): Zu 70-90 % Propan, zu 10-30 % Butan, wird unter leichtem Druck flüssig, lädt sich in Flaschen, wird oft in ländlichen Gebieten oder für Camping verwendet, wo keine Gasleitung existiert.
Ein praktisches Beispiel: Wenn du in München ein Haus mit Erdgasheizung hast, dann fließt durch deine Leitungen fast reines Methan. Wenn du aber einen Campingkocher benutzt, dann verbrennst du Propan - das ist LPG. Beide sind Gas, aber sie sind nicht austauschbar. Ein Erdgas-Heizkessel funktioniert nicht mit LPG-Flaschen - und umgekehrt.
Wie wird Erdgas gewonnen?
Die meisten Erdgasvorkommen werden heute mit Bohrungen aus tiefen Gesteinsschichten gefördert - oft in Kombination mit Erdöl. In Deutschland kommt der größte Teil des Erdgases aus den Niederlanden, Norwegen und Russland. Aber auch hierzulande gibt es kleinere Vorkommen, etwa in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Neue Techniken wie Fracking (Hydraulic Fracturing) ermöglichen es, Methan aus Schiefergestein zu gewinnen. Das ist umstritten, weil es das Grundwasser belasten und Erdbeben auslösen kann. Deshalb ist Fracking in Deutschland seit 2021 weitgehend verboten - außer für Forschungszwecke.
Ein interessanter Nebeneffekt: Methan ist ein starkes Treibhausgas - 25-mal wirksamer als CO₂, wenn es unverbrannt in die Luft entweicht. Deshalb ist es bei der Förderung und dem Transport extrem wichtig, Lecks zu vermeiden. Die Gasindustrie investiert deshalb Millionen in Sensoren und Überwachungssysteme, um Verluste auf unter 0,5 % zu halten.
Was passiert mit dem Rest der 10 %?
Wenn 90 % von Erdgas Methan sind, was ist dann der Rest? Es sind kleine Mengen anderer Gase, die bei der Gewinnung mitkommen:
- Ethan (C₂H₆): 1-5 % - wird oft abgetrennt und als chemischer Rohstoff verwendet.
- Kohlendioxid (CO₂): bis zu 2 % - wird entfernt, weil es die Verbrennung vermindert.
- Schwefelwasserstoff (H₂S): Spuren - giftig, wird durch Reinigungsprozesse eliminiert.
- Stickstoff (N₂): bis zu 3 % - verringert die Heizleistung, wird teilweise abgeschieden.
Das Erdgas, das bei dir in der Küche ankommt, ist also nicht „rohes“ Gas aus der Erde. Es wurde gereinigt, entwässert, entschwefelt und auf einen einheitlichen Heizwert gebracht. Nur so ist es sicher und effizient für den Alltag nutzbar.
Warum ist Methan so beliebt?
Es gibt mehrere Gründe, warum Methan die Nummer eins unter den Gasen ist:
- Hohe Energieausbeute: Ein Kubikmeter Methan liefert etwa 10 kWh Wärme - mehr als Propan oder Butan pro Gewichtseinheit.
- Niedrige Emissionen: Beim Verbrennen entsteht weniger CO₂ als bei Kohle oder Heizöl - und kaum Ruß oder Feinstaub.
- Leichte Infrastruktur: Pipelines können Methan über Hunderte von Kilometern transportieren, ohne dass es gekühlt oder unter hohem Druck gelagert werden muss - im Gegensatz zu LPG.
- Flexibilität: Es kann nicht nur zum Heizen und Kochen, sondern auch in Kraftwerken zur Stromerzeugung oder als Kraftstoff für Busse und Lastwagen verwendet werden.
Im Jahr 2025 wird in Deutschland noch etwa 40 % der Wärmeversorgung über Erdgas gedeckt. Das ist mehr als durch Solarthermie, Biomasse oder Wärmepumpen zusammen. Obwohl die Energiewende voranschreitet, bleibt Methan für viele Haushalte und Industriebetriebe der praktischste und kostengünstigste Brennstoff.
Was kommt nach Methan?
Die Zukunft des Erdgases ist nicht mehr nur fossiles Methan. Es gibt bereits sogenanntes Biogas - das ist Methan, das aus Abfällen, Gülle oder Pflanzenresten gewonnen wird. Es ist klimaneutral, weil das CO₂, das dabei entsteht, zuvor von den Pflanzen aus der Luft aufgenommen wurde.
Ein weiterer Trend: Grünem Wasserstoff wird zunehmend in bestehende Erdgasnetze eingespeist - bis zu 10 % gemischt. Das nennt man „Hydrogen Blending“. In einigen Regionen Deutschlands, etwa in Bayern, wird das bereits getestet. Ziel: die Gasnetze für die Zukunft fit machen, ohne sie komplett neu bauen zu müssen.
Und dann gibt es noch Power-to-Gas: Überschussstrom aus Wind- und Solarkraft wird genutzt, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Der Wasserstoff wird dann mit CO₂ verknüpft - und wird zu synthetischem Methan. Das ist klimafreundlich, teuer - aber technisch machbar.
Was bedeutet das für dich?
Wenn du Erdgas nutzt, dann verbrennst du fast ausschließlich Methan - und das ist der Grund, warum es so effizient ist. Du musst dir keine Gedanken über die genaue Zusammensetzung machen, denn dein Gasversorger sorgt dafür, dass es immer gleich ist. Aber wenn du überlegst, auf eine andere Heizung umzusteigen, dann weißt du jetzt: LPG ist nicht das Gleiche wie Erdgas. Und Methan ist nicht einfach „ein anderes Gas“ - es ist das Fundament des modernen Energiesystems.
Ob du jetzt Heizkosten sparen willst, auf erneuerbare Energien umsteigen oder einfach nur verstehen willst, was durch deine Leitungen fließt - die Antwort fängt mit einem einzigen Molekül an: CH₄. Und das ist weit mehr als nur ein chemischer Name. Es ist der Schlüssel zu einem ganzen Energiesystem.
Ist Erdgas das gleiche wie LPG?
Nein, Erdgas und LPG sind nicht das Gleiche. Erdgas besteht zu 90 % aus Methan und wird über Pipelines transportiert. LPG (Flüssiggas) besteht hauptsächlich aus Propan und Butan und wird in Flaschen geliefert. Sie können nicht austauschbar verwendet werden - ein Erdgasgerät funktioniert nicht mit LPG und umgekehrt.
Warum ist Methan besser als Propan zum Heizen?
Methan hat eine höhere Energieausbeute pro Kubikmeter und verbrennt sauberer als Propan. Es erzeugt weniger CO₂ pro kWh und ist leichter über Pipelines zu transportieren. Propan ist dichter und eignet sich besser für mobile Anwendungen wie Camping, aber nicht für zentrale Heizsysteme.
Kann man Erdgas mit Wasserstoff mischen?
Ja, das wird bereits in Deutschland getestet. Bis zu 10 % Wasserstoff können in bestehende Erdgasnetze eingespeist werden, ohne dass die Leitungen oder Geräte ausgetauscht werden müssen. Dieser Mix aus Methan und Wasserstoff heißt „Hydrogen Blending“ und ist ein erster Schritt zur Dekarbonisierung der Gasversorgung.
Ist Erdgas umweltfreundlich?
Im Vergleich zu Kohle oder Heizöl ist Erdgas sauberer - es emittiert weniger CO₂ und kaum Feinstaub. Aber es bleibt ein fossiler Brennstoff. Methan, das bei Förderung oder Transport entweicht, ist ein starkes Treibhausgas. Deshalb ist Biogas oder grüner Wasserstoff die zukunftsfähigere Alternative.
Woher kommt das Erdgas in Deutschland?
Der größte Teil des Erdgases in Deutschland wird aus den Niederlanden, Norwegen und Russland importiert. In Deutschland selbst gibt es kleinere Vorkommen, etwa in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Fracking zur Gewinnung ist seit 2021 weitgehend verboten.