Warum Elektroautos uns nicht retten werden

Wer glaubt, dass Elektroautos das Klima retten, übersieht einen wichtigen Punkt: Ein Auto bleibt ein Auto, egal ob mit Benzin oder Strom im Tank. Die Produktion eines E-Autos frisst oft mehr CO2 als ein klassischer Verbrenner – vor allem wegen der riesigen Batterie. Das Umweltbundesamt hat nachgerechnet: Je größer der Akku, umso mehr Emissionen fallen schon vor der ersten Fahrt an. Die oft zitierte Null-Emission ist also eher ein Marketing-Slogan als Realität.
Und dann wäre da noch der Strom. In Deutschland kommt auch 2025 immer noch gut ein Drittel aus Kohle und Gas. Das Laden eines Elektroautos läuft also selten komplett „grün“ ab – gerade, wenn viele Menschen gleichzeitig laden, zum Beispiel abends nach der Arbeit. Wer zuhause Solar auf dem Dach hat, hat natürlich einen Vorteil. Aber die Mehrheit bezieht nun mal normalen Netzstrom.
- Die CO2-Bilanz: Mehr als nur der Auspuff
- Rohstoffe und ihre Schattenseiten
- Strommix: Sauber ist relativ
- Lebensdauer und Recycling-Probleme
- Was wirklich hilft: Breiter denken
Die CO2-Bilanz: Mehr als nur der Auspuff
Viele glauben immer noch, dass Elektroautos automatisch klimafreundlich sind – das stimmt so nicht. Die CO2-Bilanz eines Fahrzeugs zeichnet nämlich ein viel komplexeres Bild als nur die Abgase aus dem Auspuff.
Die eigentliche Wahrheit sieht so aus: Der Großteil des CO2-Ausstoßes eines Autos steckt oft schon in der Produktion. Besonders Batterien bei E-Autos sind echte Klimasünder, wenn man die Herstellung betrachtet. Bis zu 150 Kilogramm CO2 entstehen pro Kilowattstunde Batterie, laut einer 2023 veröffentlichten Studie des Fraunhofer-Instituts. Bei einer 60-kWh-Batterie (heute Standard bei vielen Modellen) sind das stolze 9 Tonnen CO2 – noch bevor das Auto einen Meter gefahren ist.
Das Problem wird deutlicher, wenn man beide Antriebsarten mal direkt vergleicht:
Faktor | Elektroauto (60 kWh Akku) | Benziner (Mittelklasse) |
---|---|---|
CO2 bei Herstellung | 12 Tonnen | 6 Tonnen |
CO2-Ausstoß (auf 200.000 km) | ca. 15 Tonnen* (je nach Strommix) | ca. 32 Tonnen |
Gesamt-CO2 über gesamte Nutzungsdauer | 27 Tonnen | 38 Tonnen |
*Der CO2-Ausstoß beim Fahren hängt stark vom jeweiligen Strommix ab.
Was fällt auf? Elektroautos starten mit einem CO2-Rucksack. Erst nach vielen Kilometern gleichen sie die Emissionen aus, die bei der Herstellung angefallen sind. Laut ADAC braucht es rund 100.000 Kilometer, bis ein Mittelklasse-E-Auto in Deutschland wirklich klimafreundlicher ist als ein Benziner. Wer sein Auto nur für kurze Strecken oder selten nutzt, spart also gar nicht unbedingt CO2.
Wichtiger Punkt: Je grüner der Strom im Netz, desto schneller rechnet sich das Elektroauto. Aber wo Atomkraftwerke oder Kohle dominieren, sieht die Bilanz oft noch schlechter aus.
- Beim Autokauf lohnt ein Blick auf die Herkunft des Stroms.
- Kleine Akkus verringern den CO2-Rucksack. Bloß: Mehr Reichweite heißt mehr Emissionen bei der Produktion.
- Je länger das Auto fährt, desto mehr lohnt sich der Umstieg aus Klimasicht.
Rohstoffe und ihre Schattenseiten
Wer sich ein Elektroauto anschaut, denkt selten an das, was drinsteckt: jede Menge Rohstoffe, vor allem Lithium, Kobalt und Nickel. Ohne diese Stoffe läuft in der Batterie gar nichts. Das Problem dabei: Der Abbau geschieht oft in Ländern, wo Umwelt- und Arbeitsschutz eher zweitrangig sind. In vielen Kobaltminen im Kongo arbeiten zum Beispiel noch immer Kinder in gefährlichen Verhältnissen – schwer zu glauben, aber es ist so.
Auch Lithium kommt nicht ohne Folgen. In Südamerika wird für den Abbau jede Menge Wasser aus dem Boden gepumpt. Das trocknet ganze Regionen aus, und die Menschen dort haben später kaum noch genug Wasser für ihre Felder und ihre Tiere. Hinzu kommt: Wenn der Hunger nach Akkus steigt, wachsen auch diese Probleme.
Man könnte meinen, Recycling wäre die Lösung. Doch das klingt in der Theorie besser als es in der Praxis klappt. Gerade bei Lithium-Ionen-Batterien ist die Rückgewinnung aufwändig und noch lange nicht ausgereift. Alte Akkus landen deshalb oft im Müll, obwohl darin wertvolle Rohstoffe stecken – ein echtes Ressourcen-Problem.
Wer nachhaltige Mobilität ernst nimmt, sollte also nicht nur auf das Auto an sich schauen, sondern auf die gesamte Kette. Zum Beispiel könnten kleinere Batterien reichen, wenn mehr Menschen Carsharing nutzen. Auch gebrauchte Akkus zu zweit zu verwenden – etwa als Stromspeicher zuhause – wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Klar ist: Der Boom bei E-Autos kommt mit einem Preis, den oft andere Menschen und die Umwelt bezahlen.

Strommix: Sauber ist relativ
Viele denken beim Elektroauto sofort an „saubere Energie“. In der Realität hängt die Klimabilanz aber sehr davon ab, wie der Strom produziert wird, mit dem das Auto geladen wird. Klar, bei 100 Prozent Ökostrom sähe alles anders aus – aber der ist noch längst nicht überall Standard.
Wer sein Elektroauto heute in Deutschland auflädt, nutzt einen Strommix, der 2024 laut Bundesnetzagentur zu etwa 46 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt. Der Rest kommt überwiegend aus Kohle, Gas und ein wenig Kernkraft. Laut Statista lag der Anteil von Strom aus Kohle alleine bei rund 26 Prozent.
Energieträger | Anteil am Strommix (Deutschland, 2024) |
---|---|
Erneuerbare | 46 % |
Kohle | 26 % |
Erdgas | 15 % |
Kernenergie | 3 % |
Sonstige | 10 % |
Das Problem verschärft sich in Spitzenzeiten. Wenn abends viele Leute gleichzeitig ihr Auto laden wollen, greifen die Netzbetreiber schnell auf fossile Kraftwerke zurück, weil Windräder und Solaranlagen das nicht alles abdecken können. Das macht aus dem E-Auto zwar einen Emissions-Verlagerer – von der Straße ins Kraftwerk – aber noch lange keinen Zero-Emission-Helden.
Noch ein Knackpunkt: Wer im Winter lädt, nutzt oft mehr Graustrom, weil die Sonne fehlt. Und im europäischen Ausland sieht es beim Strommix meist noch schlechter aus – wer also ins Ausland fährt und dort lädt, tankt teils viele fossile Kilos.
- Wer zuhause mit Ökostrom-Vertrag lädt, verbessert seine Klimabilanz deutlich – aber das gilt nicht für alle öffentlichen Ladesäulen.
- Schnelllader an der Autobahn zapfen oft Standardmix – da ist grün meist nur ein Werbeversprechen.
- Fakt ist: Solange Kohle und Gas noch solche Anteile ausmachen, bleibt das Laden sauberer E-Autos relativ.
Prüf also vor dem Kauf, wie du zuhause laden würdest, wie der lokale Netzstrom aussieht – und ob du einen echten Unterschied machen kannst oder nur das Image änderst.
Lebensdauer und Recycling-Probleme
Viele denken, ein Elektroauto hält ewig und fährt nach ein paar Jahren einfach mit einer neuen Batterie weiter. Die Realität sieht oft anders aus. Batterien von E-Autos verlieren spätestens ab 8 bis 10 Jahren oft spürbar an Kapazität. Das merkt man zuerst an der Reichweite—plötzlich schafft das Auto im Winter vielleicht nur noch die Hälfte der Strecke.
Ein fettes Problem dabei: Die Herstellung von Akkus verbraucht seltene Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel. Abgenutzte Akkus lassen sich bisher nur in wenigen spezialisierten Fabriken ordentlich recyceln. Das Fraunhofer-Institut sagt dazu:
„Aktuell werden in Deutschland weniger als 10 Prozent der Altbatterien von E-Autos aus dem Verkehr gezogen und hochwertig recycelt.“
Der Rest wird entweder exportiert oder landet im Schredder, was heiße Sachen wie Feinstaub und Giftstoffe freisetzt. Die Wiederverwertung—wenn sie denn gemacht wird—lohnt sich für Hersteller noch nicht richtig, weil das Verfahren teuer ist und viele Rohstoffe schwer zurückgewonnen werden können.
Wenn du ein E-Auto kaufst, frag beim Händler gezielt nach den Recycling-Möglichkeiten der Batterie. Und behalte im Kopf: Je öfter du den Akku an Schnellladestationen lädst, desto schneller verliert er Kapazität. Ein paar Tipps für längere Batterielebensdauer:
- Lade den Akku möglichst langsam (idealerweise an einer Wallbox, nicht ständig per Schnellladung).
- Lade nicht immer auf 100% – zwischen 20% und 80% reicht im Alltag oft völlig aus.
- Vermeide große Temperaturschwankungen, also das Auto im heißen Sommer oder im strengen Winter nicht ewig draußen stehen lassen.
- Regelmäßige Software-Updates können das Batteriemanagement verbessern.
Ohne bessere Recycling-Lösungen verlagern wir mit E-Autos Umweltprobleme nur, statt sie wirklich zu lösen.

Was wirklich hilft: Breiter denken
Viele setzen blind auf das Elektroauto. Aber Mobilität lässt sich nicht mit Motorwechsel allein ins Grüne drehen. Experten sagen klar: Der größte Hebel für den Klimaschutz liegt darin, wie wir unsere Städte und unser Verhalten anpassen. Weniger Autos – nicht nur andere – lösen viele Probleme.
- Knapp 40% der Autofahrten in Deutschland sind kürzer als fünf Kilometer. Die meisten davon könnten problemlos per Rad, zu Fuß oder mit Bus und Bahn erledigt werden.
- Carsharing-Angebote wachsen: 2025 gibt es laut Bundesverband Carsharing in den deutschen Großstädten über 5.000 Stationen – Tendenz steigend.
- E-Mobilität auf zwei Rädern boomt: Über 2,5 Millionen neue E-Bikes wurden 2024 in Deutschland verkauft. Fast jede Familie hat inzwischen eins.
Auch flächensparende Stadtplanung hilft: Mehr Fahrradinfrastruktur, kürzere Wege, weniger Straßen für Autos. Wer sich ein neues Fahrzeug sparen kann, spart richtig viel CO2 – mehr als jedes Antriebs-Update es je schaffen würde.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie groß der Unterschied ist:
Verkehrsmittel | CO2-Ausstoß pro km (g) |
---|---|
Verbrenner-Pkw | ca. 180 |
Elektroauto (deutscher Strommix) | ca. 120 |
ÖPNV (Bus & Bahn) | 40 – 80 |
Fahrrad/E-Bike | <10 |
Spart man regelmäßig Autofahrten ein, bringt das mehr fürs Klima als jedes Lade-Upgrade. Wer wirklich was bewegen will, schaut über das eigene Auto hinaus. Je kreativer die Lösung – sei es Lastenrad, Sammeltaxi oder Homeoffice – desto besser für Umwelt, Stadtleben und sogar den eigenen Geldbeutel.

Lukas Ehrlichmann
Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.