Warum gibt es in den USA kein LPG als Kraftstoff?

Warum gibt es in den USA kein LPG als Kraftstoff?
Dez 28, 2025

Wenn du durch die USA fährst, siehst du überall Benzin- und Diesel-Tanks, manchmal Elektroladestationen - aber fast nie einen LPG-Tank. Kein Autogas, kein Flüssiggas als Kraftstoff für Autos. Das ist seltsam, denn in Deutschland, Polen, der Türkei oder Russland ist LPG (Flüssiggas) ein gängiger, günstiger und sauberer Kraftstoff. Warum also nicht in den USA?

Es gab mal LPG in den USA - aber es verschwand

In den 1970er und 1980er Jahren war LPG in den USA kein Nischenprodukt. Tausende Flottenfahrzeuge - Müllwagen, Polizeiautos, Schulbusse - fuhren auf Autogas. Die Regierung förderte es sogar, weil es günstiger war als Benzin und weniger Abgase produzierte. In Kalifornien und Texas gab es hunderte LPG-Tankstellen. Doch dann passierte etwas: Die Preise für Erdgas fielen, die Förderung von Öl stieg, und die Industrie entschied sich für andere Lösungen.

Die Automobilhersteller konzentrierten sich auf Verbrennungsmotoren, die perfekt auf Benzin optimiert waren. Sie bauten keine neuen LPG-Systeme mehr. Die Tankstellenbetreiber sahen keinen Profit mehr in LPG: Es braucht spezielle Tanks, Pumpen, Schulungen. Und die Nachfrage sank. Ohne Nachfrage gibt es keine Investitionen. Ohne Infrastruktur gibt es keine Nutzer. Ein Teufelskreis.

Der Markt für LPG in den USA ist auf Flotten beschränkt

Heute gibt es in den USA noch etwa 2.500 LPG-Tankstellen - aber fast alle liegen an Flottenbetrieben: Schulbusse, staatliche Fahrzeuge, Logistikfirmen. Privatpersonen finden kaum eine Tankstelle. Selbst in Städten wie Chicago oder Houston, wo LPG früher verbreitet war, sind die meisten Tankstellen geschlossen oder nur für Gewerbe zugänglich.

Ein typischer US-Autokäufer sieht LPG nicht als Option. Die Autohändler verkaufen es nicht. Die Versicherungen haben keine speziellen Tarife dafür. Die Wartungskurven sind nicht bekannt. Selbst wer ein LPG-Auto importiert, hat Probleme: Die Zulassungsbehörden prüfen es streng, und Ersatzteile sind schwer zu bekommen. Es ist kein System, das für den Durchschnittsverbraucher funktioniert.

Warum hat Benzin gewonnen - und nicht LPG

Die USA haben eine riesige Ölindustrie. Sie fördert mehr Öl als jedes andere Land der Welt. Die Infrastruktur für Benzin ist überall: Tausende von Tankstellen, Pipelines, Raffinerien. Jeder Autofahrer kennt Benzin. Es ist einfach. Es ist vertraut. Es ist billig - weil es subventioniert wird und die Produktion massiv skaliert ist.

LPG hingegen ist ein Nebenprodukt. Es entsteht bei der Erdöl- und Erdgasförderung, aber es wird nicht als Hauptprodukt geplant. In den USA wird es meistens als Heizgas oder für Grillen verwendet - nicht als Kraftstoff. Die Pipeline-Infrastruktur für LPG existiert, aber sie führt zu Industrieanlagen, nicht zu Tankstellen für Autos.

Und dann kommt der Preis: Selbst wenn LPG pro Gallone günstiger wäre, müsste man einen speziellen Tank im Auto einbauen. Das kostet 2.000 bis 4.000 Dollar. Wer investiert das, wenn Benzin 3,50 Dollar pro Gallone kostet und man kein LPG finden kann?

Fahrzeugflotte aus den 1980er Jahren, die an einer LPG-Tankstelle tankt, mit retroem Design und Schildern.

Elektroautos haben den Platz von LPG eingenommen

Als die USA in den 2010er Jahren nach saubereren Alternativen suchten, entschied man sich nicht für LPG - sondern für Elektroautos. Tesla, Ford, GM - alle bauten Elektrofahrzeuge. Die Regierung gab Milliarden für Ladesäulen aus. Die Medien feierten die Elektromobilität als Zukunft.

LPG war keine Konkurrenz mehr. Es war zu altmodisch. Zu wenig innovativ. Zu wenig sexy. Elektroautos hatten eine Geschichte, eine Vision, eine Marke. LPG hatte eine Tankstelle in einem Industriegebiet und einen verstaubten Schulbus.

Die USA haben nicht „LPG abgelehnt“ - sie haben es einfach ignoriert, während sie alles auf Elektro setzten. Und jetzt, da die Elektromobilität mit Ladezeiten, Stromnetzproblemen und teuren Batterien kämpft, ist LPG als Übergangslösung fast vergessen.

Die technischen Vorteile von LPG werden übersehen

LPG ist nicht schlecht - es ist sogar besser als Benzin in einigen Punkten. Es verbrennt sauberer: 20 % weniger CO₂, 50 % weniger Stickoxide, kaum Rußpartikel. Der Motor läuft ruhiger, und die Lebensdauer steigt, weil es weniger Ablagerungen hinterlässt.

Ein LPG-Motor kann 400.000 Kilometer ohne großen Überholungsaufwand laufen. In Europa fahren viele Taxis und Lieferwagen mit LPG genau deswegen. In den USA? Keiner redet darüber. Selbst Umweltorganisationen, die für saubere Mobilität eintreten, erwähnen LPG nicht. Warum? Weil es nicht ins Narrative passt: „Fossil“ vs. „Elektrisch“. LPG ist beides - und deshalb unkomfortabel.

Warum gibt es keine Politik für LPG in den USA?

Die US-Regierung hat Subventionen für Elektroautos, Wasserstoff und sogar Biokraftstoffe. Aber für LPG? Kein Cent. Kein Gesetz. Kein Förderprogramm. Selbst in Bundesstaaten mit hohen Umweltstandards wie Kalifornien gibt es keine Anreize für LPG-Fahrzeuge.

Warum? Weil die Lobby der Ölindustrie und der Elektroauto-Hersteller stärker ist. Die Ölindustrie will Benzin verkaufen. Die Elektroauto-Industrie will Batterien verkaufen. LPG ist ein Zwischending - es hat keine starke Lobby. Es ist nicht groß genug, um politisch relevant zu sein.

Und dann kommt die Angst: LPG ist brennbar. Es ist Druckgas. In den USA hat man Angst vor allem, was nicht „normal“ ist. Ein LPG-Tank im Kofferraum? Zu riskant. Ein Elektroauto, das explodieren könnte? „Das ist selten - und wir arbeiten daran.“

Zweiteilige Darstellung: verstaubte LPG-Ausrüstung in den USA vs. lebendige LPG-Nutzung in Europa.

Was würde LPG in den USA brauchen, um zurückzukommen?

Es wäre nicht unmöglich - aber es wäre ein riesiger Aufwand. Drei Dinge wären nötig:

  1. Regierungsanreize: Steuergutschriften für LPG-Umrüstungen, Subventionen für neue Tankstellen.
  2. Automobilhersteller: Neue Modelle mit serienmäßiger LPG-Ausstattung - wie in Europa oder Asien.
  3. Infrastruktur: Ein nationales Netz aus LPG-Tankstellen, besonders an Autobahnen und in ländlichen Gebieten.

Ein Beispiel aus der Praxis: In Polen fahren 40 % aller Autos mit LPG. Warum? Weil die Regierung in den 1990er Jahren Umrüstungen mit 50 % Zuschuss förderte. Heute gibt es 7.000 Tankstellen. Die Leute sparen 30 % an Kraftstoffkosten. Die Luft ist sauberer. Und niemand denkt, dass es „komisch“ ist.

Die USA könnten das auch. Aber sie haben sich anders entschieden.

Was bleibt: LPG ist nicht verschwunden - nur unsichtbar

Es gibt in den USA noch über 200.000 LPG-Fahrzeuge. Sie fahren hauptsächlich als Flottenfahrzeuge, in der Landwirtschaft oder bei Rentnern, die alte Autos umbauen. Es gibt kleine Unternehmen, die LPG-Umrüstungen anbieten - aber sie werben nicht. Sie sind unsichtbar.

Die Technik ist da. Die Vorteile sind da. Die Nachfrage ist nur nicht da - weil niemand sie erzeugt hat. Keine Werbung. Keine Politik. Keine Händler. Keine Tankstellen.

Die USA haben nicht „LPG verboten“. Sie haben es einfach nicht weiterentwickelt. Und jetzt, wo andere Länder es nutzen, bleibt es ein Geheimtipp - für die, die suchen. Für die meisten? Es existiert nicht.

Die Zukunft von LPG in den USA

Wird LPG jemals zurückkommen? Wahrscheinlich nicht - es sei denn, die Elektromobilität scheitert massiv. Wenn Ladesäulen weiterhin knapp bleiben, wenn Strompreise steigen, wenn Batterien teuer werden - dann könnte LPG als pragmatische Alternative wieder interessant werden.

Aber bis dahin bleibt es eine Nische. Eine Erinnerung an eine andere Zukunft - eine, die die USA nie gewählt haben.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.