Was ist die sauberste Form von Gas? Vergleich von Erdgas und LPG

Was ist die sauberste Form von Gas? Vergleich von Erdgas und LPG
Dez 30, 2025

Wenn du dich fragst, was die sauberste Form von Gas ist, dann denkst du wahrscheinlich an Autos, Heizungen oder Campinggeräte. Die Antwort ist nicht so einfach, wie sie klingt. Es geht nicht nur darum, welches Gas weniger Ruß produziert oder weniger Geruch hat. Es geht um echte Emissionen, Klimawirkung und Lebenszyklus-Belastung. Und zwischen Erdgas und LPG gibt es deutliche Unterschiede - besonders wenn du auf Umwelt vertraust.

Erdgas: Der Standard für saubere Verbrennung

Erdgas, auch als CNG (Compressed Natural Gas) bezeichnet, besteht zu über 90 % aus Methan. Es verbrennt sauberer als fast alle anderen fossilen Brennstoffe. Bei der Verbrennung entstehen deutlich weniger Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub als bei Benzin oder Diesel. Ein Auto, das mit Erdgas fährt, emittiert bis zu 25 % weniger CO₂ als ein vergleichbares Benzinmodell. Das ist kein geringer Unterschied - besonders wenn du bedenkst, dass ein durchschnittlicher Pkw in Deutschland pro Jahr etwa 1,5 Tonnen CO₂ ausstößt.

Die Vorteile von Erdgas liegen auch in der Abgasreinigung. Moderne CNG-Motoren brauchen oft keine zusätzlichen Katalysatoren, weil die Verbrennung so rein ist. In München, wo die Luftqualität seit Jahren streng überwacht wird, sind Erdgas-Fahrzeuge besonders beliebt bei Taxifahrern und Stadtreinigungsämtern. Sie fahren durch die Innenstadt, ohne dass die Luft zusätzlich belastet wird.

LPG: Das oft unterschätzte Gas

LPG, also Flüssiggas, ist eine Mischung aus Propan und Butan. Es wird oft als günstige Alternative zu Benzin beworben - und das ist es auch. Aber ist es sauberer? Nein. LPG verbrennt zwar sauberer als Benzin, aber nicht so sauber wie Erdgas. Die CO₂-Emissionen liegen bei LPG etwa 10-15 % höher als bei Erdgas. Außerdem entstehen bei der Verbrennung von LPG mehr Kohlenwasserstoffe und formaldehyd, die gesundheitlich bedenklich sind.

Ein weiterer Punkt: LPG wird meist aus der Erdölraffination gewonnen. Das bedeutet, es ist ein Nebenprodukt - und damit nicht unbedingt ein „sauberer“ Energieträger, sondern ein Weg, um Abfall aus der Ölindustrie zu nutzen. Erdgas hingegen wird direkt aus unterirdischen Lagerstätten gefördert. Es hat einen direkteren, wenn auch auch nicht perfekten, Weg vom Boden zum Brenner.

Lebenszyklus-Betrachtung: Von der Förderung bis zum Auspuff

Es reicht nicht, nur die Verbrennung zu betrachten. Was ist mit der Förderung? Mit dem Transport? Mit den Leckagen?

Erdgas hat ein großes Problem: Methan. Methan ist ein Treibhausgas, das 84-mal stärker wirkt als CO₂ - über einen Zeitraum von 20 Jahren. Und bei der Förderung, beim Transport durch Leitungen oder bei der Tankfüllung kann Methan entweichen. In Deutschland ist das Problem relativ gering, weil die Infrastruktur modern ist. Aber in Ländern mit älteren Leitungen oder schlechter Wartung kann die Methan-Leckage die Vorteile der sauberen Verbrennung zunichtemachen.

LPG hingegen wird meist in Druckflaschen transportiert - und das ist sicherer. Es entweicht kaum in die Atmosphäre, weil es flüssig ist und nur bei hohen Temperaturen verdampft. Aber: Die Herstellung von LPG ist energieintensiv. Es muss aus dem Rohöl extrahiert, gereinigt und verflüssigt werden. Diese Prozesse verbrauchen Energie und stoßen CO₂ aus - und das, bevor das Gas überhaupt in deinem Auto brennt.

Vergleich: Erdgas aus der Erde mit Biogas-Anteil vs. LPG aus Erdölraffination.

Praktische Unterschiede: Tanken, Reichweite, Kosten

Wenn du überlegst, ob du auf Erdgas oder LPG umsteigen sollst, dann musst du auch die Realität im Alltag betrachten.

Die Tankstelleninfrastruktur in Deutschland ist für LPG deutlich besser ausgebaut. Es gibt über 3.500 LPG-Tankstellen - fast überall, wo du hinfährst. Erdgas-Tankstellen gibt es nur knapp 900. Und viele davon liegen nur an Autobahnen oder in größeren Städten. In München hast du Glück - du findest mehrere. In ländlichen Regionen ist das eine echte Hürde.

Die Reichweite ist ein weiterer Punkt. Ein CNG-Tank fasst meist 15-20 kg Gas. Das reicht für etwa 300-400 km. Ein LPG-Tank kann bis zu 50 kg fassen - das sind 600-700 km. Wer oft lange Strecken fährt, spart mit LPG Zeit und Nerven.

Kosten? Beide sind günstiger als Benzin. Erdgas kostet aktuell etwa 1,10 €/kg, LPG etwa 0,90 €/kg. Aber: Ein CNG-Auto kostet meist 1.500-3.000 € mehr als das Benziner-Modell. LPG-Umrüstungen sind günstiger - oft unter 1.500 €. Aber: Die Umrüstung verändert den Fahrzeugbrief, und nicht jeder Versicherer akzeptiert sie ohne Prüfung.

Die Umweltbilanz: Wer gewinnt?

Wenn du nur auf die Luft am Auspuff schaust, gewinnt Erdgas klar. Weniger CO₂, kaum Feinstaub, fast keine Schwefelverbindungen. Aber wenn du den gesamten Lebenszyklus betrachtest - Förderung, Transport, Verarbeitung, Nutzung - dann wird es komplizierter.

Studien des Umweltbundesamtes zeigen: Bei modernen Fahrzeugen mit guter Dichtung und kurzen Transportwegen ist Erdgas um 15-20 % umweltfreundlicher als LPG. Aber: Wenn du in einer Region lebst, wo LPG leicht verfügbar ist und du selten lange Strecken fährst, dann ist LPG immer noch eine gute Wahl - besser als Benzin, schlechter als Erdgas.

Ein entscheidender Faktor: Die Zukunft. Erdgas kann mit Biogas vermischt werden - bis zu 100 %. Biogas ist erneuerbar. Es entsteht aus Gülle, Resten aus der Landwirtschaft oder Bioabfall. In Deutschland wird bereits etwa 12 % des Erdgases als Biogas eingespeist. Das macht CNG zu einem klimaneutralen Kraftstoff - wenn du es richtig nutzt. LPG hat keine solche Zukunft. Es gibt kein „Bio-LPG“ auf dem Markt, das sich wirtschaftlich durchsetzen könnte.

Modernes Erdgas-Heizgerät in einem deutschen Wohnzimmer mit Biogas-Anzeige.

Was ist also die sauberste Form von Gas?

Die sauberste Form von Gas ist Erdgas - besonders wenn es mit Biogas vermischt ist. Es hat die niedrigsten Emissionen beim Verbrennen, die besten Zukunftsperspektiven und die geringste Belastung der Luft in Städten. LPG ist eine praktische, günstige Alternative, aber nicht die sauberste. Es ist ein Kompromiss: billiger, leichter verfügbar, aber nicht umweltfreundlich im Vergleich zu Erdgas.

Wenn du ein Auto kaufst oder umrüsten willst, und dir Umwelt wichtig ist: Wähle CNG. Und suche dir einen Anbieter, der Biogas anbietet. In Bayern gibt es schon Tankstellen, die 100 % Biogas verkaufen. Du kannst dann wirklich sagen: Ich fahre mit Gas - und belaste die Atmosphäre kaum.

Und wenn du nicht Auto fährst, sondern heizt? Dann gilt das Gleiche: Erdgas in modernen Brennwertgeräten ist sauberer als LPG-Heizungen. Die Unterschiede sind kleiner als beim Auto, aber sie existieren - und sie zählen.

Warum ist das wichtig?

Weil wir uns nicht nur für heute entscheiden, sondern für die nächsten 10 Jahre. Die EU plant, ab 2035 keine neuen Benziner oder Diesel mehr zuzulassen. Aber Gasfahrzeuge bleiben erlaubt - solange sie sauber sind. Erdgas mit Biogas ist eine Brückentechnologie, die bis zur vollständigen Elektrifizierung funktioniert. LPG ist ein Ende - nicht eine Zukunft.

Ist Erdgas wirklich umweltfreundlicher als LPG?

Ja, bei vollständiger Lebenszyklusbetrachtung. Erdgas emittiert weniger CO₂ beim Verbrennen, und es kann mit Biogas vermischt werden - was es klimaneutral macht. LPG hat höhere CO₂-Emissionen und keine nachhaltige Alternative. Auch bei Feinstaub und Stickoxiden schneidet Erdgas besser ab.

Kann ich mein Auto von Benzin auf Erdgas umrüsten?

Ja, aber es ist teurer als eine LPG-Umrüstung. Eine CNG-Umrüstung kostet zwischen 3.000 und 5.000 €, weil der Tank unter dem Fahrzeugboden eingebaut werden muss. LPG-Umrüstungen kosten meist 1.200-1.800 €. Beide Verfahren sind technisch sicher, aber nur CNG mit Biogas hat eine echte Zukunft.

Gibt es in Deutschland genug Erdgas-Tankstellen?

In Ballungsgebieten wie München, Berlin oder Köln ja - aber nicht überall. Es gibt knapp 900 CNG-Tankstellen in Deutschland, viele davon an Autobahnen. In ländlichen Regionen ist die Versorgung lückenhaft. LPG ist mit über 3.500 Tankstellen deutlich verbreiteter. Wenn du oft auf Landstraßen unterwegs bist, ist LPG praktischer.

Ist Biogas wirklich klimaneutral?

Ja, wenn es aus nachhaltigen Quellen stammt - wie Gülle, Bioabfall oder Energiepflanzen aus Abfallflächen. Biogas setzt nur so viel CO₂ frei, wie die Pflanzen zuvor aus der Luft gebunden haben. Es ist kein zusätzliches Treibhausgas. In Deutschland wird es bereits in 12 % der Erdgas-Tankstellen verwendet - und dieser Anteil steigt.

Sollte ich LPG als Heizung verwenden?

Nur, wenn du keine andere Wahl hast. Moderne Erdgas-Brennwertgeräte sind effizienter und emittieren weniger CO₂. LPG-Heizungen sind oft älter und weniger gut isoliert. Wenn du neu heizt, wähle Erdgas - und achte auf einen Anbieter, der Biogas anbietet. Das ist der sauberste Weg, auch im Haus.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.