Seit Jahren ist LPG eine beliebte Alternative zu Benzin und Diesel - besonders in Europa, wo es günstig und relativ sauber war. Doch die Zeiten ändern sich. In Deutschland und vielen anderen Ländern wird LPG immer weniger gefördert, Tankstellen schließen, und neue Gesetze machen den Betrieb von LPG-Fahrzeugen immer schwieriger. Die Frage ist nicht mehr, ob LPG verschwindet - sondern was es ersetzen wird.
Warum LPG nicht mehr die Zukunft ist
LPG, auch Autogas genannt, ist eine Mischung aus Propan und Butan. Es war ideal für Fahrzeuge, die oft in der Stadt fahren: geringere Kosten, weniger Abgase als Benzin, und einfache Nachrüstung. Doch die Vorteile schwinden. In Deutschland wurden 2024 die staatlichen Zuschüsse für neue LPG-Fahrzeuge komplett gestrichen. Die letzte große Tankstellennetz-Betreiberin hat 2023 über 300 Stationen geschlossen. Heute gibt es in Deutschland noch etwa 4.200 LPG-Tankstellen - das ist weniger als ein Drittel von 2015.
Dazu kommt: LPG ist kein klimaneutrales Kraftstoff. Es ist ein fossiler Brennstoff - und obwohl es weniger CO₂ ausstößt als Benzin, ist es immer noch ein Treibhausgas. Die EU plant bis 2035 den Verkauf neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zu verbieten. Das schließt auch LPG-Fahrzeuge ein. Wer heute ein LPG-Auto kauft, investiert in eine Technologie, die in zehn Jahren kaum noch wartbar ist.
Elektroautos: Der klare Favorit für den Straßenverkehr
Das klarste Ersatzmittel für LPG im Autoverkehr ist das Elektroauto. In Deutschland wurden 2024 über 1,2 Millionen neue Elektrofahrzeuge zugelassen - das sind mehr als 30 % aller Neuzulassungen. Die Reichweite ist kein Problem mehr: Moderne Modelle wie der VW ID.7 oder der Hyundai Ioniq 6 fahren über 600 km mit einer Ladung. Die Ladeinfrastruktur wächst: 2025 gibt es in Deutschland über 100.000 öffentliche Ladepunkte, davon mehr als 30.000 mit Schnellladeleistung über 150 kW.
Im Vergleich zu LPG ist die Betriebskostenrechnung klar: Ein Elektroauto kostet pro 100 km etwa 4-6 € an Strom, ein LPG-Auto etwa 8-10 €. Wartung ist einfacher - kein Zündkerzenwechsel, keine Auspuffanlage, keine Kraftstoffpumpe. Und: Elektroautos sind bereits heute in vielen Städten von Umweltzonen ausgenommen, während LPG-Fahrzeuge immer häufiger eingeschränkt werden.
Wasserstoff: Die Nische mit großem Potenzial
Wasserstoff ist kein Konkurrent zum Elektroauto - er ist ein Ergänzungssystem. Wo Elektroautos ideal für Pkw und Stadtfahrten sind, kann Wasserstoff dort punkten, wo hohe Reichweiten und schnelles Tanken nötig sind: Lkw, Busse, Züge, Schiffe. Die ersten Wasserstoff-Lkw von Daimler und Volvo fahren bereits in Deutschland auf der Autobahn - und die Bundesregierung hat 2024 eine Milliarde Euro in den Ausbau von Wasserstofftankstellen investiert.
Die Technik ist aber noch teuer. Ein Wasserstoff-Pkw wie der Toyota Mirai kostet über 60.000 €, und der Kraftstoff selbst ist doppelt so teuer wie Elektrostrom. Es gibt in Deutschland nur 110 öffentliche Wasserstofftankstellen - fast alle liegen an Autobahnen. Für den Durchschnittsfahrer ist Wasserstoff heute nicht praktikabel. Aber für Flottenbetreiber, Logistikunternehmen oder kommunale Fahrzeuge ist es eine der wenigen echten Alternativen zu Diesel.
Biogas und synthetisches Erdgas: Die saubere LPG-Nachfolgerin
Biogas ist kein neuer Begriff - aber es wird neu gedacht. Wenn Biogas aus Gülle, Bioabfällen oder Algen gewonnen wird, ist es klimaneutral. Und: Es lässt sich genau wie LPG in bestehenden Tanks und Motoren verwenden. In Deutschland werden heute bereits über 900.000 Fahrzeuge mit Biogas betrieben - meist als Hybrid mit Erdgas. Die Tankstellen sind oft dieselben wie bei LPG, nur dass der Inhalt jetzt aus Biomasse kommt.
Ein Beispiel: Der VW Caddy BiFuel kann mit Biogas oder Benzin fahren. Die Kosten pro 100 km liegen bei 5 € - ähnlich wie bei LPG, aber mit null CO₂-Bilanz. Die größte Hürde: Die Menge. Derzeit deckt Biogas nur etwa 3 % des deutschen Kraftstoffbedarfs. Doch mit neuen Anlagen in Bayern und Niedersachsen soll sich das bis 2030 verdreifachen. Für Hausbesitzer, die noch Heizung mit LPG betreiben, ist Biogas die einfachste Umstellung: Die gleiche Leitung, der gleiche Tank, nur der Inhalt ist grün.
Hybridantriebe: Der Übergang, der noch funktioniert
Nicht jeder ist bereit, sofort auf Elektro umzusteigen. Hybridantriebe - besonders Plug-in-Hybride - sind derzeit die beste Brücke. Ein Fahrzeug wie der Toyota Prius Prime oder der Mitsubishi Outlander PHEV verbraucht mit elektrischem Antrieb nur 1,5 Liter pro 100 km - das ist weniger als ein LPG-Auto, wenn es nur mit Benzin fährt. Die Reichweite im Elektro-Modus reicht für 50-70 km, also für den täglichen Weg zur Arbeit.
Im Gegensatz zu reinen LPG-Fahrzeugen haben Hybride einen Vorteil: Sie sind nicht vom Aussterben bedroht. Sie nutzen Elektromotoren, die in Zukunft weiter verbessert werden. Und sie können mit grünem Strom geladen werden. Wer heute ein Hybridauto kauft, investiert in eine Technologie, die sich in zehn Jahren nicht als Totalschaden entpuppen wird.
Was bleibt: Heizung mit LPG - und wie man umsteigt
Die meisten LPG-Nutzer denken nicht nur an Autos - sondern auch an Heizung. In ländlichen Regionen Deutschlands, wo es kein Erdgasnetz gibt, nutzen über 1,2 Millionen Haushalte LPG-Heizungen. Doch auch hier ändert sich etwas. Seit 2024 verlangt das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) für neue Heizungen: mindestens 65 % erneuerbare Energie.
Was bedeutet das? Wer 2025 eine neue Heizung kauft, muss entweder eine Wärmepumpe, eine Solarthermie-Anlage oder eine Hybridheizung mit Biogas installieren. LPG-Heizungen dürfen nur noch als Ergänzung bleiben - nicht mehr als Hauptquelle. Die Umstellung ist einfach: Der bestehende Tank kann oft weitergenutzt werden, nur der Brenner wird ausgetauscht. Ein Biogas-Heizkessel kostet etwa 10.000 €, eine Wärmepumpe 15.000 € - aber beide werden mit staatlichen Zuschüssen von bis zu 40 % gefördert.
Die Zukunft ist nicht ein einzelner Ersatz - sie ist vielfältig
Es gibt keinen einzigen Sieger, der LPG komplett ablöst. Die Antwort ist vielschichtig:
- Für den Stadtfahrer: Elektroauto
- Für den Lkw-Fahrer: Wasserstoff
- Für den Landbewohner mit Heizung: Biogas oder Wärmepumpe
- Für den Übergang: Plug-in-Hybrid
Wer heute noch LPG nutzt, hat Zeit - aber nicht mehr viel. Die Technologien, die kommen, sind besser, sauberer und immer günstiger. Wer jetzt umsteigt, spart nicht nur Geld - sondern vermeidet auch die Kosten, die entstehen, wenn man zu lange wartet: teure Umbauten, veraltete Fahrzeuge, fehlende Ersatzteile.
Was tun, wenn du noch LPG nutzt?
Wenn du ein LPG-Auto hast: Überlege, ob du in ein Hybrid- oder Elektroauto wechseln willst. Die meisten Hersteller bieten jetzt attraktive Tauschprämien - bis zu 5.000 € für den Wechsel von LPG auf Elektro.
Wenn du LPG für die Heizung nutzt: Lass dich von einem Energieberater beraten. Die staatliche Förderung für Wärmepumpen läuft noch bis 2027 - danach wird es schwieriger. Biogas ist eine gute Alternative, wenn du keinen Platz für eine Wärmepumpe hast.
Die Ära von LPG endet nicht mit einem Knall - sondern mit einem leisen Auslaufen. Wer jetzt handelt, bleibt mobil. Wer wartet, bleibt stehen.
Ist LPG noch steuerlich begünstigt?
Nein. Seit 2024 gibt es in Deutschland keine Steuervergünstigungen mehr für LPG-Fahrzeuge. Die Kfz-Steuer wird wie bei Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen berechnet. Auch die Umweltprämien für den Kauf von LPG-Autos wurden gestrichen.
Kann ich mein LPG-Auto auf Elektro umrüsten?
Technisch möglich, aber nicht empfehlenswert. Eine Umrüstung auf Elektroantrieb kostet mindestens 15.000 € - oft mehr als ein gebrauchtes Elektroauto. Außerdem verliert das Fahrzeug seine Zulassung, wenn die Umrüstung nicht von einem zugelassenen Hersteller durchgeführt wird. Es ist sinnvoller, das Auto zu verkaufen und ein neues Elektrofahrzeug zu kaufen.
Gibt es noch neue LPG-Fahrzeuge auf dem Markt?
Fast nicht mehr. Die meisten Hersteller haben die Produktion von LPG-Fahrzeugen eingestellt. Einige Modelle wie der Ford Transit oder der Opel Vivaro werden noch als Sonderausführung angeboten - aber nur für Flottenkunden. Für Privatpersonen gibt es seit 2023 keine neuen LPG-Pkw mehr in Deutschland.
Ist Biogas wirklich klimaneutral?
Ja - wenn es aus nachhaltigen Quellen wie Bioabfällen oder Energiepflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen gewonnen wird, die nicht zur Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. Biogas aus Gülle oder Lebensmittelresten hat eine CO₂-Bilanz nahe null, weil das Kohlendioxid, das beim Verbrennen freigesetzt wird, zuvor von Pflanzen aus der Luft gebunden wurde.
Was passiert mit alten LPG-Tanks?
Alte LPG-Tanks müssen fachgerecht entsorgt werden. Sie dürfen nicht einfach auf dem Müll landen. In Deutschland gibt es spezielle Rücknahmestellen bei Tankstellen oder bei den örtlichen Abfallwirtschaftsbetrieben. Die Entsorgung kostet meist 50-100 €, wird aber oft von den Herstellern übernommen, wenn du ein neues Fahrzeug kaufst.