Wenn du heute ein Auto kaufst, fragst du dich vielleicht: Wie lange hält der Treibstoff noch? Nicht nur für deinen aktuellen Wagen, sondern für die ganze Gesellschaft. Die Diskussion um Elektroautos dominiert die Medien, aber Erdgas - als Kraftstoff und als Energieträger - bleibt ein wichtiger Teil des Systems. Und die Frage ist nicht nur, ob wir bald kein Gas mehr haben, sondern wie lange wir es noch nutzen können - und was das mit der Zukunft der Mobilität zu tun hat.
Wie viel Erdgas haben wir noch?
Die Welt hat aktuell etwa 185 Billionen Kubikmeter bewertete Erdgasreserven. Das klingt nach einer riesigen Menge - und ist es auch. Aber es ist nicht unendlich. Bei den aktuellen Verbrauchsraten von etwa 4.000 Milliarden Kubikmetern pro Jahr reichen diese Reserven für etwa 46 Jahre. Das ist die offizielle Zahl, die von der BP Statistical Review und der Internationalen Energieagentur (IEA) bestätigt wird.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Diese 46 Jahre beruhen auf dem, was heute wirtschaftlich abbaubar ist - also bei aktuellen Preisen und Technologien. Wenn der Preis steigt, werden neue Felder rentabel, wie zum Beispiel Schiefergas aus den USA oder Flüssiggas aus Katar. Wenn neue Technologien wie unterseeische Bohrungen oder Methanhydrate erschlossen werden, könnte sich die Laufzeit verlängern. Einige Experten gehen davon aus, dass wir bei einem moderaten Wachstum des Verbrauchs bis zu 60 Jahre Gas haben könnten. Andere warnen: Wenn China, Indien und andere Schwellenländer ihren Energiebedarf weiter stark steigern, könnte die Reserve schon in 30 Jahren erschöpft sein.
Gas als Kraftstoff - nicht nur zum Heizen
Die meisten denken bei Gas an Heizungen oder Stromerzeugung. Aber Erdgas wird auch als Kraftstoff genutzt - als CNG (Compressed Natural Gas) oder LNG (Liquefied Natural Gas). In Deutschland fahren über 900.000 Fahrzeuge mit Gas. Das ist zwar nur ein Bruchteil der 48 Millionen Pkw, aber es ist eine stabile Nische. Besonders in der öffentlichen Verkehrsbranche, bei Lieferwagen und in Ländern wie Italien, Indien oder dem Iran ist Gas ein etablierter Kraftstoff.
Warum? Weil es günstiger ist als Benzin oder Diesel - und sauberer. Ein Gasauto stößt bis zu 25 % weniger CO₂ aus als ein Benzinmotor. Die Abgase enthalten kaum Feinstaub und kaum Stickoxide. Das macht es zu einer guten Übergangslösung - besonders für Städte mit strengen Luftreinhaltungszielen.
Warum Elektroautos nicht einfach alles ersetzen
Elektroautos sind die Zukunft - das ist klar. Aber sie sind nicht die einzige Zukunft. Die Umstellung auf Elektromobilität braucht Zeit, Infrastruktur und Rohstoffe. Jedes Elektroauto braucht Lithium, Kobalt, Nickel - und die Gewinnung dieser Metalle ist umweltschädlich, politisch fragwürdig und teuer. Die weltweite Produktion reicht nicht aus, um alle Verbrenner in den nächsten 15 Jahren zu ersetzen.
Und dann gibt es noch die Ladeinfrastruktur. In München, Berlin oder Hamburg gibt es immer mehr Ladepunkte. Aber in ländlichen Regionen, in Ostdeutschland oder in der Eifel ist das anders. Wer hier mit einem Elektroauto fahren will, muss planen - und oft lange warten. Gasautos dagegen tanken in 3 Minuten - und das überall, wo es eine Gasstation gibt. In Deutschland gibt es über 900 Gas-Tankstellen - mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern.
Gas als Brücke - nicht als Endziel
Die Politik redet oft so, als ob es nur zwei Optionen gibt: Verbrenner oder Elektroauto. Aber die Realität ist vielschichtiger. Gas kann eine Brücke sein - besonders für Nutzfahrzeuge, Busse, Schiffe und sogar Flugzeuge, die noch nicht elektrifiziert werden können. Bio-Gas, hergestellt aus Abfällen oder Algen, ist klimaneutral. Es kann in bestehenden Gasmotoren verwendet werden - ohne Umbau. In Österreich und der Schweiz werden schon Busse mit Bio-Gas betrieben. In Schweden testet man Bio-LNG für Lastwagen.
Ein Gasauto, das mit Bio-Gas fährt, hat fast keine CO₂-Bilanz. Und es nutzt die bestehende Infrastruktur. Das ist kein Auslaufmodell - das ist eine sinnvolle Ergänzung. Die meisten Elektroautos sind für Kurzstrecken und Stadtfahrten ideal. Für lange Fahrten, schwere Lasten oder in Regionen mit schwacher Stromversorgung bleibt Gas eine praktische Alternative.
Was passiert, wenn das Gas ausgeht?
Wenn die Erdgasvorräte sinken, steigen die Preise. Das passiert bereits jetzt. In Europa hat sich der Gaspreis seit 2021 mehr als verdreifacht. Das macht Gasautos teurer - aber auch Elektroautos teurer, denn Strom wird aus Gas erzeugt. Wenn Gas knapper wird, steigt der Strompreis. Und wenn der Strompreis steigt, wird das Laden von Elektroautos teurer.
Das ist ein wichtiger Punkt, den viele übersehen: Elektroautos sind nicht unabhängig von fossilen Energieträgern. Sie sind abhängig vom Strommix. In Deutschland wird noch etwa 15 % des Stroms aus Erdgas erzeugt. Wenn Gas knapp wird, muss dieser Anteil durch Wind, Sonne oder Kernkraft ersetzt werden - und das dauert Jahre. Bis dahin bleibt Gas ein wichtiger Stabilisator im Energiesystem.
Was bedeutet das für dich als Autofahrer?
Wenn du jetzt ein Auto kaufst, musst du nicht zwischen Gas und Elektroauto wählen - du musst wählen, was zu deinem Leben passt.
- Wenn du hauptsächlich in der Stadt fährst, mit kurzen Strecken und Zugang zu Ladestationen: Ein Elektroauto ist die klügere Wahl.
- Wenn du oft lange Strecken fährst, in ländlichen Gebieten lebst oder ein Nutzfahrzeug brauchst: Ein Gasauto ist eine zuverlässige, günstige und saubere Alternative - und es wird noch mindestens 20 bis 30 Jahre verfügbar sein.
- Wenn du auf Zukunftssicherheit setzt: Kaufe ein Hybridauto mit Gas- und Elektroantrieb. Solche Modelle gibt es von Volkswagen, Opel und Toyota - und sie bieten die Flexibilität beider Welten.
Die Idee, dass Elektroautos alles ersetzen werden, ist ein Mythos. Die Realität ist: Wir brauchen mehrere Lösungen. Gas wird nicht ewig halten - aber es wird lange genug halten, um uns den Übergang zu ermöglichen. Und wer heute ein Gasauto kauft, tut nicht etwas Veraltetes. Er oder sie wählt eine Technologie, die noch viele Jahre funktionieren wird - und die in vielen Fällen umweltfreundlicher ist als ein Verbrenner mit Benzin.
Die Zukunft ist vielfältig
Es geht nicht um „Gas oder Elektro“. Es geht darum, die richtige Technologie für die richtige Situation zu wählen. Gas hat seine Schwächen - es ist immer noch ein fossiler Brennstoff. Aber es ist sauberer als Benzin, günstiger als Diesel, und es funktioniert heute - ohne Wartezeiten, ohne Reichweitenangst, ohne Abhängigkeit von seltenen Metallen.
Die Erdgasvorräte reichen für mindestens 40 Jahre - wahrscheinlich länger. Und bis dahin wird sich die Technologie weiterentwickeln. Bio-Gas, Wasserstoffgemische, intelligente Netze - all das wird Gas in Zukunft nicht ersetzen, sondern verbessern. Wer heute ein Gasauto fährt, fährt nicht in die Vergangenheit. Er oder sie fährt mit einer Technologie, die noch lange relevant sein wird.
Die Zukunft der Mobilität ist nicht schwarz oder weiß. Sie ist grau - und sie hat viele Farben. Gas ist eine davon. Und sie ist noch lange nicht ausgestorben.
Wie lange reichen die Erdgasreserven weltweit noch?
Bei aktuellen Verbrauchsraten und bekannten Reserven reichen die weltweiten Erdgasvorräte für etwa 46 Jahre. Das entspricht rund 185 Billionen Kubikmetern. Mit neuen Technologien, höheren Preisen oder der Erschließung von Schiefergas und Methanhydraten könnte sich diese Laufzeit auf bis zu 60 Jahre verlängern. In Regionen mit stark steigendem Verbrauch - etwa in Asien - könnte die Reserve jedoch schneller erschöpft sein.
Ist Gas als Kraftstoff umweltfreundlicher als Benzin?
Ja, Gas ist umweltfreundlicher als Benzin. Ein Auto mit Gasantrieb stößt bis zu 25 % weniger CO₂ aus und produziert fast keinen Feinstaub oder Stickoxide. Auch die Lärmemissionen sind geringer. Allerdings bleibt Erdgas ein fossiler Brennstoff - daher ist es nicht klimaneutral. Mit Bio-Gas aus Abfall oder Algen kann man jedoch eine nahezu emissionsfreie Variante nutzen, die in bestehenden Motoren funktioniert.
Warum gibt es in Deutschland so viele Gas-Tankstellen?
Deutschland hat seit den 1990er Jahren bewusst in die Gasinfrastruktur investiert, um die Luftqualität in Städten zu verbessern und die Abhängigkeit von Öl zu verringern. Heute gibt es über 900 Gas-Tankstellen - mehr als in jedem anderen europäischen Land außer Italien. Die meisten sind an Autobahnen oder in Städten angesiedelt, sodass man mit Gasautos gut unterwegs ist - besonders im Vergleich zu Ländern mit nur wenigen Stationen.
Kann ich ein Gasauto auch mit Bio-Gas betreiben?
Ja, fast alle modernen Gasautos können problemlos mit Bio-Gas betrieben werden. Bio-Gas wird aus organischen Abfällen, Gülle oder Algen hergestellt und ist klimaneutral, weil das CO₂, das beim Verbrennen freigesetzt wird, zuvor von Pflanzen gebunden wurde. In Deutschland wird Bio-Gas bereits an über 100 Tankstellen angeboten - vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Es kostet oft nur etwas mehr als konventionelles Gas, ist aber umweltfreundlicher.
Sind Gasautos noch zukunftsfähig, wenn Elektroautos immer günstiger werden?
Ja - aber nur, wenn man sie richtig einsetzt. Elektroautos sind ideal für Kurzstrecken und Stadtfahrten. Gasautos sind besser für lange Fahrten, schwere Fahrzeuge und Regionen mit schwacher Ladeinfrastruktur. Bis 2040 wird es noch viele Gasautos auf den Straßen geben - besonders in der Nutzfahrzeugbranche, im ÖPNV und bei Haushalten, die nicht auf Elektroautos umsteigen können. Sie sind keine Konkurrenz - sie sind eine Ergänzung.