Wird es 2050 noch Tankstellen geben?

Wird es 2050 noch Tankstellen geben?
Nov 11, 2025

Stell dir vor, du fährst mit dem Auto in den Urlaub. Du brauchst Energie. Vor zehn Jahren hieltest du an einer Tankstelle, stecktest die Zapfpistole in den Tank und wartest fünf Minuten. Heute lädst du zu Hause, im Supermarkt oder an der Autobahn - und das Auto läuft ohne einen Tropfen Benzin. Doch was passiert, wenn du 2050 auf der Autobahn unterwegs bist? Gibt es da noch diese roten oder grünen Kästen mit den Zapfsäulen? Oder sind sie verschwunden wie die Telefonzellen?

Die Zahl der Verbrenner sinkt - schnell

Verkaufszahlen neuer PKW in Deutschland, 2020-2025
Jahr Verbrenner (Benzin/Diesel) Elektroautos (BEV) Hybride
2020 87% 8% 5%
2023 61% 28% 11%
2025 35% 55% 10%

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. In Deutschland wurden 2025 mehr Elektroautos zugelassen als Benziner und Diesel zusammen. Die EU hat 2035 das Verbot neuer Verbrenner beschlossen. Das bedeutet: Ab diesem Jahr darf kein neuer Wagen mit Benzin- oder Dieselmotor mehr auf den Markt. Wer 2050 ein Auto fährt, hat entweder ein Elektroauto oder ein sehr altes Fahrzeug - und die meisten davon werden bis dahin verschrottet sein.

Tankstellen brauchen Benzin - und das gibt’s immer weniger

Die meisten Tankstellen verdienen ihr Geld mit Benzin und Diesel. In Deutschland gab es 2020 noch über 14.000 Tankstellen. 2025 sind es noch knapp 10.000. Jedes Jahr schließen etwa 300 bis 400. Warum? Weil sie keine Kunden mehr haben. Wer heute ein Elektroauto hat, tankt selten an der Straße. 80 % der Ladevorgänge passieren zu Hause oder am Arbeitsplatz. Der Rest lädt an Schnellladestationen - und die sehen anders aus als Tankstellen.

Ein Elektro-Ladepunkt hat keine Zapfsäule, sondern Kabel. Kein Geruch von Benzin. Kein lauter Motor, der läuft, während du bezahlst. Stattdessen: ein Bildschirm, ein QR-Code, ein Klick. Manche laden sogar automatisch - über eine App, die deine Batterie überwacht und nur dann lädt, wenn der Strom günstig ist. Das ist kein Traum. Das ist heute schon Realität in München, Berlin und Hamburg.

Was wird aus den alten Tankstellen?

Einige Betreiber haben längst umgestellt. Die Shell-Tankstelle an der A9 bei Nürnberg hat 2024 sechs Ultra-Schnelllader installiert - mit bis zu 350 kW. Das lädt ein Auto in 15 Minuten auf 80 %. Die BP-Tankstelle in Stuttgart hat den Kiosk in ein Café verwandelt, mit Ladesäulen davor. Andere haben Parkplätze mit Solardächern gebaut. Einige Tankstellen werden zu Energiezentralen: mit Batteriespeichern, Photovoltaik und sogar Wasserstofftankstellen für Lastwagen.

Doch nicht alle schaffen den Wandel. Wer nur auf Benzin setzt, stirbt. Die großen Konzerne wissen das. BP, TotalEnergies, Shell - sie investieren Milliarden in Elektro-Ladenetze. Sie wissen: Die Zukunft liegt nicht in der Pipelines, sondern in den Kabeln.

Ehemalige Tankstelle als Café mit Ladesäulen und Solardach, umgeben von Grün.

Was braucht man für 2050 - und wo?

2050 wird es keine Tankstellen geben, wie wir sie kennen. Aber es wird Ladeinfrastruktur geben - und zwar überall. Und zwar anders.

  • An der Autobahn: Jede 50 Kilometer gibt es mindestens eine Ladesäule mit 300 kW. Die meisten sind unter Dächern mit Schatten, um die Batterie nicht zu überhitzen.
  • In Städten: Straßenlaternen laden Elektroautos. Parkplätze haben eingebaute Ladekabel. Die Stadt München hat 2025 bereits 8.000 öffentliche Ladepunkte - und plant 20.000 bis 2030.
  • Auf dem Land: Hier gibt es weniger Lader. Aber dafür gibt es Batterie-Tauschstationen - wie bei E-Scootern. Du fährst an, tauschst die leere Batterie gegen eine volle - in 3 Minuten.

Einige Regionen experimentieren mit drahtloser Ladung. In Schweden fahren Lastwagen auf Straßen, die Strom aus dem Boden ziehen. In Deutschland testet man das mit Elektro-Bussen in Freiburg. 2050 könnte das Standard sein - besonders für öffentliche Verkehrsmittel.

Was passiert mit dem Benzin?

Nein, Benzin wird nicht komplett verschwinden. Aber es wird zu einem Nischenprodukt. Es gibt noch alte Sammlerautos, historische Traktoren, Notstromaggregate. In der Luftfahrt und Schifffahrt wird synthetisches Kraftstoff (E-Fuel) noch eine Rolle spielen - aber nur für Spezialfälle. Die Menge an Benzin, die 2050 weltweit verbraucht wird, ist weniger als 5 % von 2020.

Die Raffinerien, die Benzin herstellen, schließen. Die meisten in Deutschland sind bereits umgerüstet - auf Biokraftstoffe oder Wasserstoff. Einige werden zu Batterie-Recycling-Zentren. Das ist der neue Geschäftszweig: Alte Elektroauto-Batterien sammeln, wiederverwenden, recyceln. Das ist lukrativer als Benzin zu verkaufen.

Roboter tauschen eine Elektroauto-Batterie an einer Austauschstation auf dem Land aus.

Warum wird es keine Tankstellen mehr geben?

Weil sie nicht mehr nötig sind. Weil das Auto nicht mehr verbraucht, was du in einer Flasche kaufst. Weil die Energie jetzt aus der Steckdose kommt - oder aus der Straße, dem Dach, der Sonne.

Und weil die Menschen es anders wollen. Jeder zweite Deutsche zwischen 20 und 35 Jahren sagt: Ich kaufe mir kein Auto mit Verbrenner - nicht mal als Secondhand. Sie sehen die Zukunft nicht als Fortsetzung der Vergangenheit. Sie sehen sie als etwas Neues: leiser, sauberer, digitaler.

Was bleibt von der Tankstelle übrig?

Vielleicht bleibt nur noch der Name. Manche Ladesäulen heißen noch „Tankstelle“ - nur weil die Leute das Wort kennen. Aber der Inhalt hat sich verändert. Die roten Schilder sind verschwunden. Die Zapfsäulen sind durch Kabel ersetzt. Die Kasse ist eine App. Der Mitarbeiter ist ein Algorithmus.

2050 wird es keine Tankstellen mehr geben - aber es wird Orte geben, an denen man Energie tankt. Und das ist eigentlich noch besser. Denn dann ist es nicht mehr ein Ort, an dem du Geld für fossile Rohstoffe ausgibst. Sondern ein Ort, an dem du dich mit sauberer Energie versorgst. Und das ist kein Rückfall in die Vergangenheit. Das ist der nächste Schritt.

Wird es 2050 noch Benzin geben?

Ja, aber nur sehr wenig. Benzin wird dann nur noch für historische Fahrzeuge, spezielle Maschinen oder als Rohstoff für Kunststoffe verwendet. Synthetische Kraftstoffe (E-Fuel) werden in Flugzeugen oder Schiffen eingesetzt, aber nicht mehr für Pkw. Die meisten Tankstellen werden kein Benzin mehr verkaufen.

Kann ich mein altes Benzinauto 2050 noch fahren?

Ja, du kannst dein altes Auto weiterfahren - solange es die technischen Prüfungen besteht. Es gibt kein Verbot für Gebrauchtwagen mit Verbrenner. Aber Benzin wird teurer, und die Wartung wird schwieriger, weil Werkstätten sich auf Elektroautos konzentrieren. Außerdem gibt es in vielen Städten Umweltzonen, in denen alte Fahrzeuge nicht mehr fahren dürfen.

Wie viel kostet das Laden 2050?

Laden wird billiger als Tanken. In 2050 wird Strom aus Solar- und Windanlagen überwiegend günstig sein. An öffentlichen Ladepunkten zahlt man meist eine Flatrate oder eine Abonnementgebühr - nicht pro kWh. In Deutschland könnte ein voller Akku 2050 weniger als 10 Euro kosten - bei einem Durchschnittsauto. Das ist ein Drittel der Kosten von Benzin heute.

Gibt es dann noch Tankstellenmitarbeiter?

Fast keine mehr. Die meisten Ladesäulen sind vollautomatisch. Du lädst mit einer App, einer Karte oder per Gesichtserkennung. Einige Stationen haben noch Techniker, die Wartung machen - aber keine Verkäufer mehr. Die Rolle des Tankstellenmitarbeiters ist so gut wie verschwunden.

Was passiert mit den alten Tankstellen-Grundstücken?

Viele werden zu Ladezentren, Parkhäusern mit Solardächern oder Elektroauto-Werkstätten. Einige werden zu Energie-Hubs: mit Batteriespeichern, Wasserstoff-Elektrolyseuren und Ladestationen für Lastwagen. Andere werden zu Wohnhäusern, Läden oder Parks umgebaut - besonders in Städten, wo Platz knapp ist.

Was kommt als Nächstes?

Die Frage ist nicht mehr: „Wird es noch Tankstellen geben?“ Sondern: „Wie wird die Energie der Zukunft verteilt?“ Die Antwort liegt nicht in der Erdölindustrie, sondern in der Digitalisierung, in der erneuerbaren Energie und in der Infrastruktur, die wir heute noch nicht sehen - aber bald bauen werden.

Die Tankstelle war ein Symbol der Industrialisierung. Sie stand für Unabhängigkeit, Freiheit, Fortschritt. 2050 wird das Symbol eine Ladesäule sein - oder ein Solardach, das dein Auto auflädt, während du schläfst. Es ist nicht weniger Freiheit. Es ist nur eine andere Art, frei zu sein.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.