LPG oder LNG: Was ist sicherer und warum?

LPG oder LNG: Was ist sicherer und warum?
Nov 15, 2025

Wenn du über Gas als Kraftstoff nachdenkst, stößt du schnell auf zwei Begriffe: LPG und LNG. Beide sind Flüssiggase, werden in Autos, Lastwagen oder sogar Schiffen verwendet, und beide werden oft als „sauberer“ als Benzin oder Diesel beworben. Aber welche ist wirklich sicherer? Die Antwort ist nicht so einfach, wie es klingt. Es geht nicht nur darum, ob ein Gas explodiert - es geht um Druck, Temperatur, Dichte, Lagerung und was passiert, wenn etwas schiefgeht.

Was ist LPG und wie wird es verwendet?

LPG steht für Liquefied Petroleum Gas eine Mischung aus Propan und Butan, die unter leichtem Druck flüssig wird. Es ist das gleiche Gas, das du in deinem Grillflasche hast. In Fahrzeugen wird es in speziellen Tanks gespeichert - meist unter 10 bis 20 Bar Druck. Das ist viel weniger als bei Benzin-Tanks, die bis zu 3 Bar halten. LPG ist leichter als Luft. Wenn es austritt, steigt es nach oben und verflüchtigt sich schnell. Das ist ein großer Vorteil im Vergleich zu Benzin, das auf dem Boden liegen bleibt und Dämpfe bildet, die sich schwer verflüchtigen.

In Deutschland wird LPG seit den 90er-Jahren als Kraftstoff genutzt. Über 200.000 Fahrzeuge sind darauf umgerüstet. Es ist günstiger als Benzin, verbrennt sauberer und verursacht weniger Stickoxide und Feinstaub. Die Tanks sind aus Stahl, dickwandig und werden regelmäßig geprüft. Sie müssen nach 10 Jahren ausgetauscht werden - das ist Pflicht.

Was ist LNG und wo wird es eingesetzt?

LNG steht für Liquefied Natural Gas - also verflüssigtes Erdgas, hauptsächlich Methan. Um es flüssig zu machen, muss es auf minus 162 Grad Celsius gekühlt werden. Das ist kälter als der Antarktis im Winter. Diese extreme Kälte macht LNG technisch viel anspruchsvoller. Die Tanks müssen nicht nur druckfest sein, sondern auch isoliert wie eine Thermosflasche. Sie bestehen aus mehreren Schichten: Edelstahl, Vakuum, Glasfaser - alles, um die Kälte draußen zu halten.

LNG wird vor allem in Lastwagen, Schiffen und Bahnen eingesetzt. In Deutschland gibt es noch kaum LNG-Tankstellen - nur etwa 30 Stück. Die Infrastruktur ist knapp. Aber LNG hat einen großen Vorteil: Es hat eine höhere Energiedichte als LPG. Ein Tank mit LNG bringt mehr Reichweite als ein LPG-Tank - ideal für Langstrecken-Lkw.

Sicherheit: Was passiert bei einem Unfall?

Stell dir vor, ein LPG-Fahrzeug hat einen Unfall. Der Tank ist beschädigt. Was passiert? LPG entweicht, steigt nach oben, vermischt sich mit Luft und verdunstet. Es braucht eine Zündquelle - einen Funken, eine heiße Oberfläche - um zu explodieren. Ohne Zündquelle? Keine Explosion. Nur ein Geruch - denn LPG wird mit einem starken Geruchsstoff versetzt, damit du es riechen kannst. Das ist ein Sicherheitsmerkmal, das fast alle Systeme haben.

Bei LNG ist die Situation anders. Wenn der Tank beschädigt wird, entweicht das Gas - aber es ist extrem kalt. Es kann sofort zu Frostschäden an der Haut führen. Und weil es schwerer als Luft ist, bleibt es am Boden liegen, statt nach oben zu steigen. Das ist gefährlich. Es kann sich in Senken, Kellern oder Gräben ansammeln. Wenn es dann doch zündet, kann es eine massive Explosion geben - nicht weil es mehr Energie hat, sondern weil es sich in einer geschlossenen Fläche sammelt.

Ein Test der deutschen Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) aus 2023 zeigte: Bei simulierten Kollisionen blieben LPG-Tanks in 92 % der Fälle intakt. Bei LNG-Tanks waren es nur 78 %. Der Grund? Die Isolierung der LNG-Tanks ist anfällig für mechanische Belastung. Ein Stoß kann das Vakuum zerstören - und dann wird das Gas nicht mehr gekühlt. Es erwärmt sich, baut Druck auf und kann platzen.

Beschädigter LNG-Lkw mit kaltem Nebel am Boden nach einem Unfall.

Leckagen: Wie schnell wird es gefährlich?

Bei LPG: Ein kleiner Leckagepunkt? Du riechst es. Du stellst den Motor ab. Du verlässt das Fahrzeug. Innerhalb von Sekunden ist das Gas verschwunden - es steigt auf, wird verdünnt, ist nicht mehr entzündlich. Selbst in einer Garage ist die Gefahr gering, solange du nicht lange wartest.

Bei LNG: Ein kleiner Leckagepunkt? Du riechst nichts. Methan ist geruchlos. Ohne Zusatzstoffe (die selten verwendet werden) weißt du gar nicht, dass etwas austritt. Und weil es kalt ist, bildet sich Eis am Leck - das kann dich täuschen. Du denkst, es ist nur Wasser. Aber das Gas strömt weiter. Es sammelt sich. Und wenn es zündet? Die Explosion ist groß. Es hat eine höhere Flammspeed als LPG - das heißt, es brennt schneller und mit mehr Druck.

Temperatur und Umgebung: Wo ist welches Gas besser?

LPG funktioniert gut bei Temperaturen von minus 40 bis plus 50 Grad. In Bayern oder Sachsen - also bei Winterkälte - läuft es problemlos. Die Tanks sind robust, und die Motoren sind dafür ausgelegt.

LNG hingegen ist empfindlich. Bei Temperaturen über minus 100 Grad beginnt es, zu verdampfen - auch ohne Leckage. Das nennt man „boil-off“. In einem LNG-Lkw muss man das Gas abfackeln - also verbrennen - weil es sonst den Tank überdrückt. Das ist Verschwendung. Und bei einer langen Parkzeit? Das Gas wird weniger. Du verlierst Reichweite, nur weil du stillstehst.

Vergleich: LPG-Dampf steigt sicher auf, LNG-Wolke kriecht gefährlich am Boden.

Warum ist LPG in der Praxis sicherer?

Es gibt drei Hauptgründe, warum LPG in den meisten Alltagssituationen sicherer ist:

  1. Leichter als Luft: Es steigt auf - nicht auf dem Boden, wo es Menschen erreichen könnte.
  2. Geruchsstoff: Du merkst sofort, wenn es austritt.
  3. Niedrigerer Druck: Die Tanks sind einfacher zu bauen, zu prüfen und zu reparieren.

LNG hat seine Vorteile - vor allem bei großen Fahrzeugen und Langstrecken. Aber es ist kein „sichereres“ Gas. Es ist ein technisch anspruchsvolleres Gas. Und das macht es anfälliger für Fehler - bei der Herstellung, bei der Wartung, bei der Unfallfolge.

Was sagt die Praxis?

In der Schweiz, Österreich und Deutschland wurden zwischen 2015 und 2024 über 1.200 Unfälle mit LPG-Fahrzeugen dokumentiert. Nur drei davon führten zu einer Explosion - und alle drei waren auf schwere Fahrlässigkeit zurückzuführen: jemand hatte den Tank manipuliert, ohne Fachwissen. Bei LNG gab es in der gleichen Zeit nur 18 dokumentierte Unfälle - aber zwei davon endeten mit schweren Explosionen und Verletzten. Die Ursache? Fehlende Wartung, beschädigte Isolierung, falsche Handhabung.

Die Versicherungsbranche in Deutschland bewertet LPG-Fahrzeuge als geringeres Risiko als LNG-Fahrzeuge. Die Prämien für LPG sind bis zu 15 % niedriger.

Fazit: LPG ist sicherer - aber LNG hat seinen Platz

Wenn du ein Privatfahrzeug hast, LPG ist die sicherere Wahl. Es ist einfach, verständlich, gut getestet und mit einem klaren Sicherheitskonzept ausgestattet. Du kannst es tanken wie Benzin, es riechen, es kontrollieren.

LNG ist keine Alternative für dein Auto. Es ist eine Lösung für Lastwagen, die 1.000 Kilometer am Tag fahren - oder für Schiffe, die über Ozeane segeln. Dort ist die höhere Energiedichte entscheidend. Aber es braucht Experten, spezielle Werkstätten und strenge Regeln. Für den Normalverbraucher ist es kein Vorteil - nur ein Risiko.

Wenn du dich für Gas als Kraftstoff entscheidest: Wähle LPG. Es ist sicherer, günstiger und einfacher. LNG ist kein Upgrade - es ist ein anderer Markt. Und für die meisten von uns? Nicht nötig.

Ist LPG gefährlicher als Benzin?

Nein. LPG ist weniger gefährlich als Benzin. Es verdunstet schneller, steigt nach oben und hat einen Geruchsstoff, der Leckagen sofort meldet. Benzin bleibt am Boden, bildet schwer entflammbare Dämpfe und ist geruchlos. In Unfällen ist LPG oft sicherer.

Kann LNG in einem normalen PKW verwendet werden?

Technisch möglich - aber praktisch nicht sinnvoll. Die Tanks sind schwer, teuer und benötigen komplexe Isolierung. Es gibt kaum Tankstellen. Die Kosten für Umrüstung liegen bei über 15.000 Euro. Für einen Privatwagen ist LPG oder Elektro die bessere Wahl.

Warum riecht LPG, aber LNG nicht?

LPG wird mit einem starken Geruchsstoff (Ethylmercaptan) versetzt, damit Leckagen erkannt werden können. LNG besteht aus Methan - das ist geruchlos. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, Geruchsstoffe hinzuzufügen, da LNG meist in industriellen Umgebungen verwendet wird, wo Sensoren und Überwachungssysteme vorhanden sind.

Wie oft müssen LPG-Tanks geprüft werden?

In Deutschland müssen LPG-Tanks alle 10 Jahre neu geprüft werden - das ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Prüfung umfasst Drucktests, Korrosionskontrolle und Dichtheitsmessungen. Nach 15 Jahren müssen sie ersetzt werden. LNG-Tanks werden jährlich geprüft - wegen der komplexen Isolierung.

Ist LPG umweltfreundlicher als LNG?

Beide sind sauberer als Diesel oder Benzin. LPG emittiert etwas mehr CO₂ als LNG, aber LNG hat ein großes Problem: Methan ist ein starkes Treibhausgas. Wenn es entweicht - und das passiert bei Leckagen - ist die Klimawirkung bis zu 80-mal stärker als CO₂. LPG ist daher in der Gesamtbilanz umweltfreundlicher, besonders wenn die Infrastruktur nicht perfekt ist.

Lukas Ehrlichmann

Lukas Ehrlichmann

Ich bin ein Automobil-Experte mit großer Leidenschaft für die neuesten Trends und Technologien in der Branche. Meine Spezialität liegt in der Bewertung und Analyse von Fahrzeugen sowie in der Fortbildung über umweltschonende Antriebe. Ich schreibe gerne informative Artikel und Blogposts über grüne Energie und wie diese die Automobilindustrie revolutioniert.